Lücken und Brüche im Lebenslauf – wie Sie bei der Jobsuche trotzdem positiv auffallen

Lücken und Brüche im Lebenslauf sind weder schlimm noch ungewöhnlich, im Gegenteil. Selbst Fachkräfte in Führungspositionen weisen in den seltensten Fällen einen makel- und lückenlosen Lebenslauf auf. Im Laufe eines Berufslebens kann es immer vorkommen, dass Sie wegen einer längeren Krankheit nicht berufstätig sein können, zuhause ein Kind betreuen müssen oder längere Zeit arbeitslos sind. Das wissen auch Personalverantwortliche.

Lücken im Lebenslauf sind also längst kein Grund mehr, Bewerber abzulehnen. Dennoch sollten Sie mit Ihnen auch nicht sorglos umgehen. Als Kandidat können Sie viel dafür tun, dass HR-Mitarbeiter gar nicht erst anfangen zu spekulieren und im schlimmsten Fall, Ihre Lücken negativ auslegen. Anhand von 9 typischen Lücken bzw. Brüchen im Lebenslauf zeigen wir, wie Jobsuchende sich trotzdem vorteilhaft bewerben können.

Brüche und Abwege im Lebenslauf niemals verschweigen

Lücken im Lebenslauf zu verschweigen, schönzureden oder sogar mit einer Lüge zu überdecken, gehört zu den Taktiken, die Sie bitte gleich zur Seite legen. Personalverantwortliche haben in der Regel viel Erfahrung mit der Gestaltung und Auswertung von Lebensläufen und werden Ungereimtheiten schnell finden. Spätestens dann, wenn Sie in einem Vorstellungsgespräch konkret danach gefragt werden, fällt eine kleine Notlüge oder Schönfärberei auf.

Das ist alles andere als ein gutes Signal für den HR-Mitarbeiter. Denn verschweigen oder die Wahrheit zu verbiegen bedeutet hier immer nur eines: Sie haben etwas zu verbergen und versuchen, Ihren potentiellen neuen Arbeitgeber darüber in Unkenntnis zu lassen. Würden Sie so jemanden einstellen wollen? Wohl kaum. Lücken im Lebenslauf behandeln Sie deshalb besser proaktiv, um jeder Spekulation zuvorzukommen.

Lebenslauflücke 1: Eine längere, selbstgewählte Auszeit

Besonders leicht erklären Sie dem Personalverantwortlichen Lücken, für die Sie sich im Laufe Ihres Berufslebens bewusst entschieden haben. Hiermit ist natürlich der Klassiker der selbstgewählten Auszeit, das Sabbatical, gemeint. Viele Arbeitnehmer gönnen sich mehrere Monate oder sogar ein ganzes Jahr eine Auszeit vom Beruf, wenn Sie sich persönlich neu verorten wollen oder einfach nur mal wieder den Akku auftanken möchten.

Das wissen mittlerweile auch die HR-Mitarbeiter. Sabbaticals oder mehrmonatige sogenannte Retreats sind deshalb längst eine durchaus gängige Komponente in Lebensläufen geworden. Eine Studie der Technischen Universität Berlin zeigte 2016, dass Personalverantwortliche selbst gewählten Auszeiten sogar sehr positiv gegenüberstehen – jedenfalls dann, wenn die Bewerber nachweisen können, dass sie diese Zeit sinnvoll genutzt haben.

Wann gilt eine Auszeit als sinnvoll genutzt?

Doch wer bestimmt, was sinnvoll ist? Allein Sie! Unabhängig davon, ob Sie Ihr Sabbatical für eine Weltreise, ein Ehrenamt oder die Ausbildung zum schamanischen Coach genutzt haben: Nicht per se werten das Personaler als sinnstiftend. Hier gilt es, proaktiv herauszuheben, inwiefern Sie Ihre Aktivitäten weitergebracht haben und welche wichtigen Fähigkeiten Sie dabei lernen konnten.

Bewerben Sie sich nach einem Sabbatical beispielsweise für eine Projektleiterposition im Engineering, könnte Ihr Eintrag im Lebenslauf so aussehen:

  • 02/2018 bis 01/2019: Sabbatical auf den Malediven

  • Ausbildung zum schamanischen Life-Coach

  • Erlangung von Kenntnissen in der strategischen Menschenführung, Mitarbeiterzufriedenheit und ganzheitlichen Projektbegleitung

Lebenslauflücke 2: Elternzeit

Lücken im beruflichen Lebenslauf, die durch Elternzeit entstanden sind, stehen heute deutlich höher im Kurs als noch vor einigen Jahren. Das ist nicht zuletzt der reformierten Gesetzgebung zu diesem Thema und dem Umstand geschuldet, dass auch immer mehr Väter ausgedehnte Erziehungszeiten in Anspruch nehmen.

Dass Mitarbeiter durch die Erziehung eines oder mehrerer Kinder auf persönlicher Ebene sowie hinsichtlich vieler Soft Skills gewinnen, wissen längt auch die meisten Personalverantwortlichen. So gelten Mütter und Väter als Talente im Multitasking, man spricht Ihnen mehr Verantwortungsbewusstsein zu und hält sie für fähiger, Mitarbeiter zu führen und Prioritäten richtig setzen zu können. Dennoch liegen nach einer Elternzeit wieder einsteigende Mitarbeiter immer richtig, wenn Sie im Lebenslauf nachweisen können, dass Sie während der Erziehungszeit nicht den fachlichen Anschluss verloren haben. Die Erwähnung von Weiterbildungen, die Teilnahme an Workshops oder auch nur ein Abonnement einschlägiger Fachzeitschriften nimmt Befürchtungen in dieser Richtung sofort den Wind aus den Segeln.

Lebenslauflücke 3: Verzögerter Berufseinstieg

Manchmal dauert es mehrere Monate oder sogar ein ganzes Jahr, bis nach dem Abschluss des Studiums oder einer Berufsausbildung der Einstieg in den ersten Job gelingt. Das ist grundsätzlich kein Beinbruch – wenn Sie die Verzögerung nachvollziehbar erklären können.

Vielleicht mussten Sie sich zunächst zu den Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt orientieren. Oder Sie wollten nach dem Abschluss des Studiums zunächst eine kleine Auszeit nehmen, um nach Prüfungsstress und harter Arbeit aufzutanken. Möglicherweise haben Sie die Zeit auch für eine zusätzliche Weiterbildung oder einen Sprachkurs genutzt, weil Sie diese Fähigkeiten als wichtig für Ihren Berufsstart erachteten.

Das alles können gute Gründe für einen verzögerten Berufseinstieg sein. Zeigen Sie offen, wie Sie die Zeit bis zum Berufsstart genutzt haben und geraten Sie nicht ins Rechtfertigen. Gerade Berufsanfängern werden längere Lücken nach dem Studium schnell nachgesehen, wenn die Bewerber Motivation und Lernbereitschaft zeigen.

Lebenslauflücke 4: Schlechte Zeugnisnoten oder Examina

Natürlich wollen Arbeitgeber ausschließlich Topleute und Spezialisten einstellen. Haben Bewerber nur durchschnittliche Zeugnisnoten vorzuweisen oder sind sogar mehrmals durch Abschlussexamina gefallen, befürchten sie häufig, dass diese Information zu einer unübersehbaren Delle im Lebenslauf führen kann.

Doch auch hier kommt es darauf an, welche Fähigkeiten Bewerber neben den Zeugnisnoten mitbringen. Die oben erwähnte Studie der TU Berlin zeigt nämlich nicht nur, dass Lücken im Lebenslauf längst kein Problem mehr sind, sondern, dass auch schlechte Noten nicht immer das sofortige Aus für den Traumjob bedeuten müssen.

Mit guten Arbeitgeberbewertungen punkten

Obwohl Zeugnisnoten und sonstige Ausbildungsleistungen nicht völlig unerheblich sind, spielen auch die sogenannten Kopfnoten eine wichtige Rolle. Damit sind die Verhaltensbewertungen durch den Arbeitgeber, Angaben zur Zuverlässigkeit, Motivation und Sorgfalt gemeint. Schlechte Abschlussnoten können so mit erstklassigen Kopfnoten ausgeglichen werden. Diese sollten dann bei der Gestaltung des Lebenslaufs entsprechend hervorgehoben oder durch Referenzen belegt werden.

Haben Bewerber hervorragende Abschlussnoten, aber ein eher durchwachsenes Arbeitszeugnis, müssen sie sich auf Rückfragen einstellen. Hier ist ehrliche Selbstreflexion der Schlüssel. Zeigen Sie im Gespräch, dass Sie feste Vorsätze haben, Fehler aus der Vergangenheit nicht zu wiederholen.

Lebenslauflücke 5: Längere Krankheit oder Pflege eines erkrankten Angehörigen

Es ist niemals Ihre Schuld, wenn Sie durch eine schwere Erkrankung für längere Zeit aus dem Berufsleben ausscheiden müssen. Auch die Pflege eines erkrankten Angehörigen wird Ihnen nicht grundsätzlich Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbauen. Wichtig ist nur, dass Sie diese Phase nicht verschweigen.

Dazu müssen Sie bei einer Erkrankung nicht die konkrete Diagnose im Lebenslauf nennen, denn das ist allein Ihre Privatangelegenheit. Personalverantwortliche interessiert hier lediglich, ob Sie vollständig genesen und einsatzbereit sind. Können Sie dann noch nachweisen, dass Sie auch während einer Erkrankung oder Pflegephase nicht den beruflichen Anschluss verloren haben, muss Ihnen diese Lücke im Lebenslauf keine Sorgen machen.

Lebenslauflücke 6: Häufiger Job- oder Studienplatzwechsel

Sie haben vielleicht einmal oder sogar mehrmals Ihr Studienfach gewechselt. Oder während Ihres Berufslebens in vielen verschiedenen Jobs gearbeitet. Nicht selten kommt es vor, dass Bewerber auch schon mehreren verschiedenen Professionen gefolgt sind. Das ist nicht grundsätzlich schlecht. Personalverantwortliche vermuten hier aber unter Umständen eine persönliche Unbeständigkeit und fragen sich, inwiefern Sie sich dem neuen Job verschrieben fühlen.

Wichtig ist deshalb für Sie, dass Sie den oder die Wechsel erklären können. Bereiten Sie sich deshalb auf Fragen vor wie


  • Warum haben Sie Ihr Studienfach / Ihren Beruf gewechselt?

  • Wie sind Sie den Wechsel angegangen?

  • Wie bewerten Sie den Wechsel aus heutiger Sicht?

  • Welche Erkenntnisse und beruflichen Kompetenzen konnten Sie gewinnen?

Der Personalverantwortliche möchte in erster Linie sichergehen, dass Sie die aktuelle Stelle nicht auch wieder nach kurzer Zeit verlassen und sich erneut beruflich umorientieren. Sie sollten Ihre Wechsel also plausibel machen können und einen roten Faden in Ihrem Lebenslauf erkennen lassen.

Lebenslauflücke 7: Längere Arbeitslosigkeit (ab 4 Monaten)

Ob wegen einer beruflichen Neuorientierung oder einer schlechten Joblage: HR-Mitarbeiter sehen Arbeitslosigkeit nicht per se als schwerwiegende Lücke in Ihrem Lebenslauf. Sie wissen längst, dass auch bei bester Qualifikation eine neue Arbeitsstelle nicht aus dem Hut gezaubert ist und Bewerbungs- bzw. Qualifikationsprozesse häufig viel Zeit beanspruchen.

Dauert die Arbeitslosigkeit jedoch mehr als 4 Monate an, werden Personaler Sie nach den Gründen für die lange Auszeit fragen. Wichtig ist deshalb, die Arbeitslosigkeit schon im Lebenslauf positiv und zielgerichtet zu formulieren. So entsteht nicht der Eindruck, Sie würden zuhause auf der Couch auf den richtigen Job warten. Das könnte beispielsweise so aussehen:

  • 02/2018 bis 08/2018: arbeitssuchend

  • Berufliche Neuorientierung mit dem Ziel einer leitenden

  • Teilnahme an verschiedenen Workshops und Kursen zum Thema Projektsteuerung im Marketing

Eine aktive und zielgerichtete Ausgestaltung Ihrer Arbeitslosenzeit zeigt, dass Sie Ihre berufliche Zukunft selbstbestimmt in die Hand nehmen. Das kann sogar zu einer signifikanten Gehaltserhöhung nach längerer Arbeitslosigkeit führen. Denn laut einer Studie des Instituts TNS-Infratest im Auftrag der Darmstädter Studiengemeinschaft sind Weiterbildungen in Eigeninitiative gern gesehen. Sie zeigen, dass Bewerber engagiert und eigenverantwortlich an Ihrer beruflichen Zukunft arbeiten – ein Attribut, dass vor allem bei längerer Arbeitslosigkeit Türen öffnen kann.

Lebenslauflücke 8: Kündigung durch Arbeitgeber

Kündigungen durch den Arbeitgeber sind immer eine besondere Herausforderung bei der Bewerbung um eine neue Arbeitsstelle. Sind Sie unverschuldet gekündigt worden, etwa wegen der Insolvenz des Geschäftsinhabers oder aus anderen betrieblichen Gründen, besteht das Problem kaum.

Anders sieht es bei verschuldeten Kündigungen durch den Arbeitgeber aus: Hier handelt es sich um einen äußerst erklärungsbedürftigen Bruch in Ihrem Lebenslauf, für den sich jeder Chef oder Personalverantwortliche interessieren wird. Betroffene sollten in ihrem Lebenslauf besonderes Fingerspitzengefühl beweisen und sich immer gut auf Rückfragen vorbereiten.

  • Beschönigen Sie nichts

  • Suchen Sie nicht nach Schuldigen

  • Seien Sie auf Nachfragen vorbereitet

Lebenslauflücke 9: Der vorherige Arbeitgeber hat einen öffentlichen Skandal verursacht

Korruption, Veruntreuung von Geldern, Steuerhinterziehung oder ruchbar gewordene Lobbyarbeit: Es gibt viele Gründe, warum namhafte Unternehmen in die Schlagzeilen geraten. Gerade für Mitarbeiter, die einst in leitender Position für ein solches Unternehmen tätig waren, kann das eine ernsthafte Rufschädigung zur Folge haben, die ihnen die Jobsuche erschwert. Selbst dann, wenn Sie für das skandalträchtige Vorgehen im Unternehmen keinerlei Schuld tragen.

Trotz tadelloser Arbeitszeugnisse und Referenzen kann der beschädigte Ruf des vorherigen Arbeitgebers mit dem eigenen verknüpft werden. Hier müssen betroffene Bewerber aktiv gegensteuern. Ein erster Schritt dazu ist die persönliche Einstellung. Denn selbst, wenn Sie Ihre berufliche Reputation nicht vollständig beeinflussen können, können Sie große Teile davon selbst in die Hand nehmen.

Zeigen Sie ehrlich und offen Ihre Position zum Skandal und legen Sie dar, inwiefern Sie persönlich für eine gesetzestreue und faire Arbeitsweise eintreten. Auch wenn der neue Arbeitgeber Ihnen sehr wahrscheinlich zunächst keine Führungsposition anbietet, sollten Sie dies als neue Chance begreifen, sich zu beweisen und Ihren Ruf mit erstklassiger Leistung wieder aufzupolieren.

Eine positive Einstellung macht fast jede Lücke im Lebenslauf wett

Die beste Art, mit Lücken und Brüchen im Lebenslauf umzugehen, ist, diese nicht von vornherein als Problem zu betrachten. Nicht nur, weil kaum noch jemand einen lückenlosen Lebenslauf vorweisen kann: Personalverantwortliche macht ein Knick im Lebenslauf grundsätzlich eher neugierig. Denn Lücken beweisen nicht selten, dass Bewerber Mut zur Veränderung und ein großes Maß an Eigeninitiative und -verantwortung haben. Es liegt an Ihnen, dass zu beweisen.

Cobalt Recruitment berät Sie gerne bei der Optimierung Ihres Lebenslaufs und unterstützt Sie neben einer vollumfänglichen Karriereberatung bei der Vorbereitung auf ein Job Interview. Senden Sie uns einfach Ihren Lebenslauf zu und erfahren Sie eine professionelle Rundumbetreuung.