So erleichtern Unternehmen Alleinerziehenden die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Alleinerziehende Mütter und Väter haben es auf dem Arbeitsmarkt meist besonders schwer. Trotz Fachkräftemangels fallen Alleinerziehende noch immer allzu oft durch das Raster der Personalabteilungen. Zu groß sind offenbar die Bedenken, Alleinerziehende könnten häufiger ausfallen, da sie sich stets allein um ihre Kinder im Krankheitsfall kümmern müssten. So wenig, wie sich solche Vorbehalte vom Tisch wischen ließen, so sicher ist allerdings auch der Lösungsansatz. Es gibt längst Modelle familienfreundlicher Unternehmen, in denen auch Alleinerziehende ihren Platz finden.

Das Problem Alleinerziehender, Familie und Beruf zu vereinen

Im Jahr 2016 gab es laut statistischem Bundesamt 1,6 Millionen Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern, 1,4 Millionen davon waren Frauen. In jedem fünften Haushalt lebt ein Elternteil alleine mit den Kindern. Diese Zahlen verdeutlichen, wie groß diese Gruppe potenzieller Arbeitnehmer ist. Häufig sind Alleinerziehende top motiviert und fachlich gut ausgebildet, feste Unternehmensstrukturen erschweren ihnen jedoch den Wiedereinstieg in das Berufsleben.

Ein mögliches Arbeitsverhältnis kann zum Beispiel schon daran scheitern, dass die Firma eine Anwesenheit bis 17:00 Uhr vorschreibt, der Kindergarten jedoch schon um 16:30 schließt. Es gilt also Lösungen zu finden, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen.

Alleinerziehend und bestens ausgebildet – versteckte Potenziale

Der Bildungsstandard bei Alleinerziehenden ist hoch: 83 Prozent aller alleinerziehenden Mütter verfügen mindestens über einen mittleren Schulabschluss und können zudem häufig schon auf einige Jahre Berufserfahrung aufbauen.

Auch Fähigkeiten, die im direkten Zusammenhang mit der alleinigen Erziehung eines Kindes stehen, können für Unternehmen attraktiv sein. So entwickeln Alleinerziehende zwangsläufig ein gutes Gefühl für Zeitmanagement, Organisation und Pflichtbewusstsein. Fähigkeiten, die in der modernen und verzahnten Arbeitswelt immer wichtiger werden.

Modelle zur Kinderbetreuung für Alleinerziehende

Um der alleinerziehenden Mutter oder dem alleinerziehenden Vater überhaupt erst die Möglichkeit zu geben, wieder aktiv am Berufsleben teilzuhaben, müssen Betreuungsmöglichkeiten vorhanden sein. Gerade, wenn Alleinerziehende nicht auf ein familiäres Netzwerk zurückgreifen können, das die Kinderbetreuung während der Arbeitszeit übernimmt, ist der Arbeitgeber gefragt.

Es gibt verschiedene Betreuungsmodelle, die der Arbeitgeber offerieren kann:

  • Betriebseigene Kinderbetreuung: Im klassischen Betriebskindergarten werden ausschließlich Mitarbeiterkinder betreut. Den Eltern wird ein gutes Gefühl vermittelt, da sie die Kinder gut betreut in der unmittelbaren Umgebung wissen. Aufgrund des finanziellen und organisatorischen Aufwandes, eignet sich diese Betreuungsform meist nur für größere Unternehmen.

  • Beteiligung an einer Kita: Bei diesem Modell beteiligt sich das Unternehmen finanziell an einer Kinderbetreuungseinrichtung in unmittelbarer Nähe des Büros. Für die Unterstützung wird eine bestimmte Anzahl an Belegungsplätzen für Mitarbeiterkinder reserviert. Häufig sind Unternehmen schon in die Planung der Kita mit einbezogen.

  • Finanzierung von Belegplätzen: Für kleine und mittelständische Unternehmen bietet sich die abgespeckte Variante dieses Modells an. Gegen einen Zuschuss zu Investitions- oder Personalkosten wird eine vertraglich festgelegte Anzahl von Plätzen für Mitarbeiterkinder reserviert.

  • Kinderbetreuungszuschuss: Das Modell, das für den Arbeitgeber den geringsten organisatorischen Aufwand bedeutet, ist der monatliche Zuschuss für einen Kinderbetreuungsplatz. Die Einrichtungsstätte wird dabei vom Alleinerziehenden selbst ausgesucht.

Aber auch abseits des Alltages können Arbeitgeber Unterstützung in der Betreuung anbieten. Für Alleinerziehende ist die Zeit der Schulferien häufig eine starke Belastung, da eine ganztägige Betreuung gefunden werden muss. Hier können Unternehmen je nach Größe selber ein Ferienprogramm oder Ferienfahrten anbieten oder bei der Planung dieser unterstützen. Vielleicht besteht auch die Möglichkeit, eine Kooperation mit einem Ferienanbieter einzugehen und so den Angestellten vergünstigte Reisen für die Kinder anbieten zu können.

Flexible Arbeitszeiten – Zeitmanagement für Alleinerziehende

Der Wiedereinstieg in das Berufsleben ist für viele Alleinerziehende nur in Teilzeit möglich, was einerseits für die Unternehmen nicht das gewünschte Modell ist und andererseits dafür sorgt, dass Alleinerziehende mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben. Laut einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung verdienen mehr als ein Drittel der Alleinerziehenden weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland, das knapp unter 1.000 € pro Monat liegt.

Um auch Alleinerziehenden längere Wochenarbeitszeiten zu ermöglichen, können Unternehmen Arbeitszeitmodelle anbieten, die auf die besonderen Bedürfnisse eingehen. Modelle, die eine Balance zwischen Erwerbstätigen- und Elternrolle ermöglichen, sind zum Beispiel:

  • Arbeitszeitverkürzung – vollzeitnahe Teilzeit: Die klassische Teilzeit mit einer 20-Stunden-Woche ist zu wenig, aber eine 40-Stunden-Woche ist aus organisatorischen Gründen für den Alleinerziehenden nicht machbar? Dann kann eine vollzeitnahe Teilzeit mit 30–35 wöchentlichen Arbeitsstunden die optimale Lösung für Arbeitgeber und -nehmer sein. Der Arbeitnehmer ist in der Lage, auch ein großes Arbeitspensum zu schaffen und hat dennoch genug zeitliche Entlastung, um sich um sein Kind zu kümmern.

  • Zeitkonten: Mit Arbeitszeitkonten kann der Arbeitnehmer Zeit ansparen und die gesammelten Stunden zu einem späteren Zeitpunkt nutzen, um den Arbeitsplatz früher zu verlassen. Dieses Modell eignet sich besonders gut für Alleinerziehende, die während der Schul- oder Kitaferien über keine Ganztagsbetreuung für ihre Kinder verfügen.

  • Home Office: Die Digitalisierung hat dazu geführt, dass viele Tätigkeiten das Arbeiten von Zuhause erlauben. Mit der Möglichkeit des Home Offices bietet man Alleinerziehenden die Möglichkeit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Erwerbstätige Alleinerziehende können mit diesem Modell zum Beispiel vormittags im Büro sein, dann die Kinder aus Kita oder Schule abholen und weiterarbeiten, wenn die Kinder abends schlafen.

Fazit: Mit der Anpassung traditioneller Arbeitsmodelle und/oder der Unterstützung bei der Kinderbetreuung können Sie dem Fachkräftemangel entgegenwirken und hochmotiviertes Personal für Ihr Unternehmen anwerben, indem Sie Alleinerziehenden den Wiedereinstieg in den Beruf ermöglichen.