Duzen oder siezen? Sprachliche Trends im Unternehmen

Duzen oder Siezen? Wie viele Arbeitsprozesse befinden sich auch die traditionellen Umgangsformen im Büro derzeit in einem Wechsel. Zwischen Lean Management, New Work und und flachen Hierarchien muss vermeintlich auch die Kommunikation zwischen allen Akteuren im Unternehmen angepasst werden. Außerdem zwingt die Konkurrenz dynamischer Start-Ups mit ihren Kaffeeflatrates, Obstkörben und Kicker-Tischen etablierte Unternehmen ebenfalls neue Wege zu gehen. So entstehen immer mehr mobile Offices, fluide Arbeitsgruppen und eben auch eine neue Kommunikationskultur, die das Duzen auf allen Unternehmensebenen zum normalen Umgangston macht. 

Viele Unternehmen versprechen sich davon allerdings nicht nur, auch für jüngere Arbeitnehmer attraktiver zu werden. Sie erhoffen sich, frischen Wind in veraltete Strukturen zu bringen. Die Umstellung des traditionellen Kommunikationsstils ist allerdings ein Prozess, der viele kleine und große Fallstricke mit sich bringen kann. 

Ist "Du" das neue "Sie"? 

Eine gemeinsame Studie der Beratungsfirma Kienbaum und der Online-Jobbörse Stepstone zum Thema Anrede im Büro zeigt, dass dies ein verbreiteter Trend ist: 63 Prozent der befragten Fachkräfte sind mit einigen Kollegen per „Du“, während sie die Führungsebene mit „Sie“ ansprechen. Bei Arbeitgebern mit 1.000 bis 5.000 Mitarbeitern steigt der Wert sogar auf 70 Prozent, Konzerne mit Mitarbeiterzahlen zwischen 20.000 und 50.000 kommen auf 71 Prozent. 

Die Studie zeigt auch: Das unternehmensweite "Du" ist in manchen Branchen weiter verbreitet als in anderen. So sind im Bereich Finance & Banking nur 20 Prozent der Fachkräfte mit ihren Kollegen per "Du", im Bereich Construction 21 Prozent und im Öffentlichen Dienst gar nur 15 Prozent. Dahingegen pflegen die Kollegen im IT- und PR-Bereich einen lockereren Umgangston: Hier duzen sich fast 70 Prozent. 

"Du, Chef" – Warum sich viele Unternehmen für das "Du" entscheiden 

Die Frage, wieso sich viele große Konzerne zum Übergang in eine Duz-Kultur entschieden haben, kann leicht beantwortet werden. Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren stark verändert, viele Unternehmen sind auf internationalem Parkett tätig. Ist man im Arbeitsalltag häufig mit der Kommunikation per "you" konfrontiert, scheint einem das Siezen nach einer Weile seltsam distanziert. 

Außerdem liegt die Internationalisierung unserer Arbeitskultur im Trend – durch die Digitalisierung sind Phänomene wie New Work oder grenzenloses Arbeiten von Zuhause aus nicht nur möglich, sondern vielerorts auch gewünscht. Entscheidungen und Prozesse verlaufen schneller und unmittelbarer, alle Beteiligten sind ganz bequem direkt zu erreichen. 

Die Gesprächskultur im Unternehmen muss sich diesen Veränderungen und Herausforderungen anpassen. Insofern ist der Vormarsch des "Du" in der Unternehmenskommunikation die folgerichtige Antwort auf einen Wandel der Arbeitswelt. 

Wie wirkt sich Duzen auf die Kultur im Unternehmen aus? 

Die Idealvorstellung vieler HR-Experten, die ihren Führungsetagen zum Duzen raten, lautet: lockere, vertraute und effektive Kommunikation bei maximaler Identifikation des Mitarbeiters mit dem Konzern. Und tatsächlich birgt die Einführung eines generellen "Dus" zahlreiche Chancen: 

Vorteile des unternehmensweiten Duzens 

  • Das "Du" schafft Vertrauen 
  • Hierarchien erscheinen flacher 
  • Die Firmenkultur wirkt offener, neue Kollegen haben es leichter einzusteigen 

  • Gemeinschaftsgefühl und Teamgeist werden gestärkt 
  • Die Atmosphäre wird lockerer und offener 
  • Duzen macht die Kommunikation lebendiger und direkter 
  • Im Bewerbungsprozess wird der "Cultural Fit" unmittelbar auf die Probe gestellt. Wer sich mit dieser Form der Anrede nicht wohlfühlt, passt nicht zum Unternehmen 

Nachteile des Duzens 

Die Crux dabei ist, authentisch zu bleiben. Passt ein lockerer Umgangston nicht zur DNA des Unternehmens, läuft die Maßnahme fehl und es entsteht mehr Unmut als Motivation. Arbeitspsychologische Untersuchungen zeigen, dass nicht jedes Unternehmen und nicht jeder Mitarbeiter von einer Du-Kultur profitieren: 

  • Das "Du" wird mit Vertrautheit assoziiert. Passt das Verhalten der Führungskraft nicht zu dieser Assoziation, verunsichert das "Du" eher 
  • Oft wird aus dem unkomplizierten "Du" ein Mittel, um Hierarchien zu verschleiern. Auch in diesem Fall irritiert es alle Beteiligten eher und führt zum Teil sogar zu erschwerter Kommunikation" 
  • Professionelle Distanz kann durch ein "Du" erschwert werden. Kritik und arbeitsdisziplinarische Maßnahmen vertragen sich schlecht mit einer vertraulichen Anrede. Muss der Arbeitgeber das Verhalten eines Arbeitnehmers sanktionieren oder eine Kündigung aussprechen, hilft ein "Sie" Beiden ihr Gesicht zu wahren. 

  • Bei Unstimmigkeiten am Arbeitsplatz eskaliert ein Streit häufiger unter der Gürtellinie, wenn geduzt wird. 

Ist das Beibehalten des klassischen "Sie" also die bessere Wahl? 

Vorteile des Siezens 

  • Die professionelle Distanz wird in jedem Fall gewahrt 

  • Gerade in Deutschland empfinden Viele ein automatisches "Du" eher als Beleidigung 
  • Hierarchien und Gruppenzugehörigkeiten werden implizit mitkommuniziert und sind für jeden deutlich erkennbar 

Nachteile 

  • Besonders in dynamischen Arbeitsumfeldern kann eine starke Hierarchie ein Hindernis für effektives Arbeiten sein 

  • Verbundenheit und Wir-Gefühl im Unternehmen müssen über andere Wege gestärkt werden 

Eine Patentlösung, wann und wo geduzt und wann bzw. wo besser gesiezt wird, gibt es leider nicht. Daher muss jeder Unternehmer selbst entscheiden, wie er die Frage "Duzen oder Siezen?" für sich und seinen Konzern beantwortet. 

Arbeitsrecht: Wann wird Duzen zur Beleidigung? 

In arbeitsrechtlicher Hinsicht ist Duzen im Büro zunächst keine Beleidigung. Wenn es zur Kommunikationskultur im Unternehmen gehört oder zwischen den Gesprächspartnern geklärt wurde, kann man sein Gegenüber guten Gewissens duzen. 

Duzt man jedoch trotz Einwände des Anderen oder gar um ihn herabzuwürdigen, wird die Lage verzwickter. Hier kann sogar ein Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Grundgesetz) vorliegen. Danach hat jeder Erwachsene das Recht die Art und Weise zu bestimmen, wie er oder sie angeredet werden will. Gehört das Duzen offiziell zur Kommunikationskultur im Unternehmen, kann Art. 2 GG allerdings dahinter zurückstehen. Allerdings darf das "Du" nicht über einen längeren Zeitraum geduldet werden. Wer auf das "Sie" besteht, sollte das also möglichst von Anfang an klarstellen. 

Wenn das Du erst angeboten werden muss: Benimmregeln im Job 

Wie duzt man im Büro nun also ohne ins Fettnäpfchen zu treten. Gilt kein generelles "Du" im Konzern, ist man gut beraten sich an allgemeine Benimmregeln zu halten. Der Knigge gibt dazu einige aufschlussreiche Hinweise: 

  • Die Dame bietet dem Herrn das Du an 
  • Der Ältere dem Jüngeren 
  • Der Vorgesetzte dem Nachrangigen 

  • Ein einmal vereinbartes Duzen gilt in der Regel lebenslänglich 
  • Ein einseitiges Du existiert laut Knigge nicht – eine Kommunikation auf Augenhöhe setzt die gleiche Anrede voraus 

Zwar mögen diese Regeln angestaubt erscheinen, sind aber nach wie vor das verlässlichste Mittel im diffizilen Bereich der Bürokommunikation auf der sicheren Seite zu sein. 

Viele Unternehmen versprechen sich davon allerdings nicht nur, auch für jüngere Arbeitnehmer attraktiver zu werden. Sie erhoffen sich, frischen Wind in veraltete Strukturen zu bringen. Die Umstellung des traditionellen Kommunikationsstils ist allerdings ein Prozess, der viele kleine und große Fallstricke mit sich bringen kann. 

Ist "Du" das neue "Sie"? 

Eine gemeinsame Studie der Beratungsfirma Kienbaum und der Online-Jobbörse Stepstone zum Thema Anrede im Büro zeigt, dass dies ein verbreiteter Trend ist: 63 Prozent der befragten Fachkräfte sind mit einigen Kollegen per „Du“, während sie die Führungsebene mit „Sie“ ansprechen. Bei Arbeitgebern mit 1.000 bis 5.000 Mitarbeitern steigt der Wert sogar auf 70 Prozent, Konzerne mit Mitarbeiterzahlen zwischen 20.000 und 50.000 kommen auf 71 Prozent. 

Die Studie zeigt auch: Das unternehmensweite "Du" ist in manchen Branchen weiter verbreitet als in anderen. So sind im Bereich Finance & Banking nur 20 Prozent der Fachkräfte mit ihren Kollegen per "Du", im Bereich Construction 21 Prozent und im Öffentlichen Dienst gar nur 15 Prozent. Dahingegen pflegen die Kollegen im IT- und PR-Bereich einen lockereren Umgangston: Hier duzen sich fast 70 Prozent. 

"Du, Chef" – Warum sich viele Unternehmen für das "Du" entscheiden 

Die Frage, wieso sich viele große Konzerne zum Übergang in eine Duz-Kultur entschieden haben, kann leicht beantwortet werden. Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren stark verändert, viele Unternehmen sind auf internationalem Parkett tätig. Ist man im Arbeitsalltag häufig mit der Kommunikation per "you" konfrontiert, scheint einem das Siezen nach einer Weile seltsam distanziert. 

Außerdem liegt die Internationalisierung unserer Arbeitskultur im Trend – durch die Digitalisierung sind Phänomene wie New Work oder grenzenloses Arbeiten von Zuhause aus nicht nur möglich, sondern vielerorts auch gewünscht. Entscheidungen und Prozesse verlaufen schneller und unmittelbarer, alle Beteiligten sind ganz bequem direkt zu erreichen. 

Die Gesprächskultur im Unternehmen muss sich diesen Veränderungen und Herausforderungen anpassen. Insofern ist der Vormarsch des "Du" in der Unternehmenskommunikation die folgerichtige Antwort auf einen Wandel der Arbeitswelt. 

Wie wirkt sich Duzen auf die Kultur im Unternehmen aus? 

Die Idealvorstellung vieler HR-Experten, die ihren Führungsetagen zum Duzen raten, lautet: lockere, vertraute und effektive Kommunikation bei maximaler Identifikation des Mitarbeiters mit dem Konzern. Und tatsächlich birgt die Einführung eines generellen "Dus" zahlreiche Chancen: 

Vorteile des unternehmensweiten Duzens 

  • Das "Du" schafft Vertrauen 
  • Hierarchien erscheinen flacher 
  • Die Firmenkultur wirkt offener, neue Kollegen haben es leichter einzusteigen 

  • Gemeinschaftsgefühl und Teamgeist werden gestärkt 
  • Die Atmosphäre wird lockerer und offener 
  • Duzen macht die Kommunikation lebendiger und direkter 
  • Im Bewerbungsprozess wird der "Cultural Fit" unmittelbar auf die Probe gestellt. Wer sich mit dieser Form der Anrede nicht wohlfühlt, passt nicht zum Unternehmen 

Nachteile des Duzens 

Die Crux dabei ist, authentisch zu bleiben. Passt ein lockerer Umgangston nicht zur DNA des Unternehmens, läuft die Maßnahme fehl und es entsteht mehr Unmut als Motivation. Arbeitspsychologische Untersuchungen zeigen, dass nicht jedes Unternehmen und nicht jeder Mitarbeiter von einer Du-Kultur profitieren: 

  • Das "Du" wird mit Vertrautheit assoziiert. Passt das Verhalten der Führungskraft nicht zu dieser Assoziation, verunsichert das "Du" eher 
  • Oft wird aus dem unkomplizierten "Du" ein Mittel, um Hierarchien zu verschleiern. Auch in diesem Fall irritiert es alle Beteiligten eher und führt zum Teil sogar zu erschwerter Kommunikation" 
  • Professionelle Distanz kann durch ein "Du" erschwert werden. Kritik und arbeitsdisziplinarische Maßnahmen vertragen sich schlecht mit einer vertraulichen Anrede. Muss der Arbeitgeber das Verhalten eines Arbeitnehmers sanktionieren oder eine Kündigung aussprechen, hilft ein "Sie" Beiden ihr Gesicht zu wahren. 

  • Bei Unstimmigkeiten am Arbeitsplatz eskaliert ein Streit häufiger unter der Gürtellinie, wenn geduzt wird. 

Ist das Beibehalten des klassischen "Sie" also die bessere Wahl? 

Vorteile des Siezens 

  • Die professionelle Distanz wird in jedem Fall gewahrt 

  • Gerade in Deutschland empfinden Viele ein automatisches "Du" eher als Beleidigung 
  • Hierarchien und Gruppenzugehörigkeiten werden implizit mitkommuniziert und sind für jeden deutlich erkennbar 

Nachteile 

  • Besonders in dynamischen Arbeitsumfeldern kann eine starke Hierarchie ein Hindernis für effektives Arbeiten sein 

  • Verbundenheit und Wir-Gefühl im Unternehmen müssen über andere Wege gestärkt werden 

Eine Patentlösung, wann und wo geduzt und wann bzw. wo besser gesiezt wird, gibt es leider nicht. Daher muss jeder Unternehmer selbst entscheiden, wie er die Frage "Duzen oder Siezen?" für sich und seinen Konzern beantwortet. 

Arbeitsrecht: Wann wird Duzen zur Beleidigung? 

In arbeitsrechtlicher Hinsicht ist Duzen im Büro zunächst keine Beleidigung. Wenn es zur Kommunikationskultur im Unternehmen gehört oder zwischen den Gesprächspartnern geklärt wurde, kann man sein Gegenüber guten Gewissens duzen. 

Duzt man jedoch trotz Einwände des Anderen oder gar um ihn herabzuwürdigen, wird die Lage verzwickter. Hier kann sogar ein Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Grundgesetz) vorliegen. Danach hat jeder Erwachsene das Recht die Art und Weise zu bestimmen, wie er oder sie angeredet werden will. Gehört das Duzen offiziell zur Kommunikationskultur im Unternehmen, kann Art. 2 GG allerdings dahinter zurückstehen. Allerdings darf das "Du" nicht über einen längeren Zeitraum geduldet werden. Wer auf das "Sie" besteht, sollte das also möglichst von Anfang an klarstellen. 

Wenn das Du erst angeboten werden muss: Benimmregeln im Job 

Wie duzt man im Büro nun also ohne ins Fettnäpfchen zu treten. Gilt kein generelles "Du" im Konzern, ist man gut beraten sich an allgemeine Benimmregeln zu halten. Der Knigge gibt dazu einige aufschlussreiche Hinweise: 

  • Die Dame bietet dem Herrn das Du an 
  • Der Ältere dem Jüngeren 
  • Der Vorgesetzte dem Nachrangigen 

  • Ein einmal vereinbartes Duzen gilt in der Regel lebenslänglich 
  • Ein einseitiges Du existiert laut Knigge nicht – eine Kommunikation auf Augenhöhe setzt die gleiche Anrede voraus 

Zwar mögen diese Regeln angestaubt erscheinen, sind aber nach wie vor das verlässlichste Mittel im diffizilen Bereich der Bürokommunikation auf der sicheren Seite zu sein.