Männer in Frauenberufen sind auch heute noch rar gesät. Männer machen was mit Technik und Frauen kümmern sich um Pflege und Erziehung: Was schon seit Jahrhunderten gängig war, spiegelt sich auch heute noch in der Berufswahl von Frauen und Männern wider. Wir ergründen, warum so wenige Männer in klassischen Frauenberufen tätig sind und werfen einen Blick auf die zukünftigen Entwicklungen am Arbeitsmarkt.
Wie werden Männer- und Frauenberufe definiert?
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung definiert sowohl Frauen- als auch Männerberufe als Berufsfelder, in denen mehr als 70 Prozent der Beschäftigten einem bestimmten Geschlecht angehören. In Deutschland sind das vor allem Jobs im Gesundheits- und Sozialwesen und in der Erziehung. So liegt der Frauenanteil bei Beschäftigten in Kindertagesstätten zum Beispiel bei über 90 Prozent. Bei Maurern hingegen liegt der Männeranteil bei 99 Prozent.
Männer in Frauenberufen – regionale Unterschiede am Beispiel von Kitas
Der Anteil von Männern in Frauenberufen ist in Deutschland von Region zu Region stark unterschiedlich. In den Stadtstaaten Bremen und Hamburg liegt der Männeranteil in Kitas zum Beispiel bei 9,6 bzw. 8,5 Prozent. Diesem relativ hohen Prozentzahlen stehen unter 2 Prozent Männeranteil in Bayern, Baden Württemberg und den ostdeutschen Bundesländern gegenüber. Die Ursachen für diese regionalen Schwankungen können verschiedene Gründe haben:
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- Da in bestimmten Bundesländern eine akademische Bildung für einige Berufe vorausgesetzt sind, werden diese auch entsprechend besser bezahlt. So erhalten in Bremen und Hamburg akademisch geschulte Kita-Integrationserzieher zum Beispiel ein vergleichsweise hohes Gehalt.
- Initiativen zahlen sich aus: Sowohl in Hamburg als auch im Großraum Frankfurt wurden Initiativen und Werbekampagnen gestartet, die mehr männliche Beschäftigte in die Kitas bringen sollten. Entsprechend hoch ist der Anteil der Männer in Kitas
- Zweiter Bildungsweg: In Hamburg und Berlin befinden sich die beiden Bundeswehrfachschulen, an denen ehemalige Soldaten und Soldatinnen zu Erziehern ausgebildet werden. An diesen Schulen liegt der Männeranteil in manchen Klassen bei 100 Prozent.
In den ostdeutschen Bundesländern wurzelt der Mangel an männlichen Erziehern in den traditionellen Kindergartenstrukturen, die noch aus der DDR stammen. Hier wurde der Erzieherberuf noch häufiger als in der BRD von Frauen ausgeübt. Nach der Wende sank die Geburtenrate drastisch, sodass viele Stellen gestrichen und keine neuen geschaffen wurden. So konnten Männer, selbst wenn sie wollten, nicht in Kitas arbeiten. Erst mit dem Anstieg der Geburtenraten in den letzten Jahren ändert sich die Lage.
Sind Männer in Frauenberufen unmännlich?
Wann ist ein Mann ein Mann? Diese Frage, die schon in den 80er Jahren aus den Radios schallte, beschäftigt auch heute noch viele männliche Jugendliche, die sich Gedanken um Ihre berufliche Zukunft machen. Rund 60 Prozent von Ihnen folgen noch einem traditionellen Rollenbild und suchen nach einem Beruf, der es Ihnen später ermöglicht eine Familie als Alleinverdiener zu ernähren. Daher orientieren sie sich stärker in Bereichen, in denen die Bezahlung höher ist.
Das Gehalt ist für die Berufswahl jedoch nicht der alleinige Faktor: es geht auch um das Ansehen im Familien- und Bekanntenkreis. Viele männliche Jugendliche fürchten sich, von ihren Freunden für eine vermeintliche "unmännliche" Berufswahl verspottet zu werden.Sie entscheiden sich daher eher für einen Job bei der Stadtreinigung statt eines Pflegeberufs, obwohl das Lohnniveau ungefähr gleich ist.
Männer in Frauenberufen – eine Frage des Geldes?
Mit seinem Beruf gutes Geld verdienen – diesen Wunsch hat vermutlich jeder. Aber wo lassen sich diese Berufe finden? In typischen Frauenberufen momentan nicht. Und das ist einer der Hauptgründe, warum sich viele Männer von Frauenberufen abwenden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung stellte 2014 fest: bei Berufen mit einem Frauenanteil von 70 Prozent und mehr liegt der Stundenanteil um 8 Euro niedriger als bei männlichen dominierten Berufen. Das ist selbst dann der Fall, wenn die Ausbildung vergleichbar lange dauerte. So verdienten Elektriker 18,00 € brutto in der Stunde, während sich Altenpflegerinnen im Schnitt mit 12 Euro Brutto-Stundenlohn begnügen mussten.
Gerade in Frauenberufen ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten besonders hoch. Aus naheliegenden Gründen: das Gehalt in diesen Berufen reicht meist nicht aus, um eine mehrköpfige Familie durchzubringen. Die Entscheidung, wer zuhause bleibt und wer sich um die Kinder statt um die Karriere kümmert, fällt daher meist einfach anhand des Einkommensgefälles zwischen Männer und Frauen. Klassische Frauenberufe sind daher geradezu zwangsweise Domänen der Teilzeitbeschäftigung.
Im Osten Deutschlands sind inzwischen 4 von 5 Stellen in Kindertagesstätten keine Vollzeitstellen mehr. Diese Modelle werden häufig von Frauen mit Kindern genutzt und sind für Männer meist weniger attraktiv. Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung arbeiten Männer mit einem Kind im Schnitt 40,1 Stunden in der Woche, wohingegen Frauen durchschnittlich nur 26,5 Stunden arbeiten, wenn sie ein Kind haben.
Männer in Frauenberufen – ein Modell mit Zukunft
Die Digitalisierung (LINK ZUM BLOG: ARBEITSMARKT 4.0) verändert den Arbeitsmarkt. Immer mehr Berufe und sogar ganz Berufszweige fallen der Automatisierung zum Opfer. Darunter sind einige typische Männerberufe, wie zum Beispiel Fertigungsberufe in der Industrie. Soziale Berufe, also Tätigkeiten, die aktuell noch als klassische Frauenberufe gelten, werden von der Digitalisierung nicht in diesem Maße bedroht. Der demographische Wandel in Deutschland führt außerdem dazu, dass zukünftig mehr Pflegepersonal gebraucht wird. Laut dem Pflege-Report der Krankenkasse AOK, werden alleine bis zum Jahr 2030 zusätzlich 350.000 Arbeitskräfte in der Pflege nötig sein. Diese gesellschaftlichen Veränderungen könnten dazu führen, dass in Zukunft mehr Männer in Frauenberufen tätig sind.
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