Ernst May – ein Visionär der modernen Stadtplanung

In Frankfurt, der kleinsten Metropole der Welt, ist eine Vielzahl von eindrucksvollen urbanen Designs zu finden.

Ein bedeutendes Beispiel ist das „Neue Frankfurt“, ein zwischen 1925 und 1930 von Ernst May konzipiertes Stadtplanungsprogramm, welches heute als die größte Leistung Mays gilt. Ernst May war ein Pionier der Stadtplanung und in einer Zeit wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit entstanden unter seiner Regie dutzende von zukunftsweisenden Vorstadtgebieten und Siedlungen. In Anbetracht des Zeitgeschehens während seines Schaffens ist sein Beitrag für die sozialen Massen umso eindrucksvoller. Blicken wir doch einmal auf das Vermächtnis Ernst Mays zurück.

Im Jahr 1908 unternahm May seinen ersten Ausflug in die Welt der Architektur.

Er zog nach London und studierte dort unter der Lehre von Raymond Unwin. Raymond Unwin war einer der einflussreichsten Architekten und Stadtplaner seiner Zeit. Er strebte stets danach, den urbanen Wohnbau durch das Anlegen von Gärten zu bereichern. Unter seiner Anleitung lernte May erstmals die Lektionen und Prinzipien der "Gartenstadt"-Bewegung kennen, ein von dem Briten Ebenezer Howard im Jahr 1898 in England entworfenes Modell der planmäßigen Stadtentwicklung. Diese Ausbildung prägte Mays eigene Vision der "Gartenstadt" und hatte einen deutlich sichtbaren Einfluss auf sein wegweisendes Projekt „ Neues Frankfurt“. 1912 kehrte er nach Deutschland zurück und beendete sein Studium an der Technischen Hochschule München. Im Anschluss an das Studium in München, gefolgt von einem kurzen Abstecher beim Militär, begann Ernst May als freier Architekt zu arbeiten.

Eine im Jahre 1921 von Ernst May konzipierte Wohnsiedlung in Breslau betont seine nachhaltige Konzentration auf Mehrfamilienhäuser und sein Interesse an Methoden der Vorfertigung sowie der Standardisierung. May wollte minimale, schnörkellose Räume mit höchster Effizienz entwerfen. Eben jenes Konzept brachte May mit, als er zum Hauptplaner und Architekten für eine groß angelegte Wohnsiedlung in Frankfurt bestellt wurde. Mit seiner Planung des „ Neuen Frankfurts“ von 1925 bis 1930 war May seiner Zeit weit voraus. Seine Entwicklungen von halb-unabhängigen und kompakten Vorstadtgemeinschaften waren für ihre Zeit bahnbrechend und innovativ. Insbesondere waren die Entwürfe Mays aufgrund ihrer reflektierenden, egalitären Eigenschaften hoch angesehen. Die von ihm konzipierten Siedlungen ermöglichten den einheitlichen Zugang zu Bereichen mit Sonnenlicht, Frischluft und Gemeinschaftsflächen. Auf diese Weise konsolidierten sie seine Vision von der Schaffung eines urbanen Raumes, welcher in erster Linie an die Bedürfnisse seiner Bürger angepasst war.

Kernstück des großen Stadtentwicklungsprojekts war das Niddatal-Projekt, das die bekanntesten und größten Siedlungen Römerstadt, Praunheim, Westhausen, Bornheimer Hang, Höhenblick, das Anwesen am Dornbusch an der Fallerslebenstraße - Ecke Raimundstraße sowie der Miquelallee umfasst. Obwohl sich der Frankfurter Architekten- und Ingenieurverein deutlich gegen eine Bebauung des überschwemmungsgefährdeten Niddatals aussprach, setzte May sein Konzept durch. Da dieser Ort einen günstigen Baulandpreis bot und ihm ermöglichte in einem größeren Maßstab mehrere Siedlungen zu planen sowie diese landschaftlich in den bestehenden Grünzug einzupassen. May und sein Team von Architekten entwarfen außerdem verschiedene kleinere Gartenkolonien mit dem Ziel die Bürger mit der Umwelt zu verbinden. Das „Neue Frankfurt“ sollte ein Ort der "Wohnkultur" sein.

Eines der eigentümlichsten und stärksten Werke Ernst Mays ist die Frankfurter Küche, welche bis heute als Vorläufer moderner Küchen in deutschen Städten angesehen wird.

Obwohl ursprünglich von der ersten weiblichen Architektin Österreichs, Margarete "Grete" Schütte-Lihotzky, entworfen, wurde die Ausführung von May beaufsichtigt und beauftragt. Hierbei handelte es sich um eine in Massenproduktion hergestellte, replizierbare Küche, welche eigens für das Wohnungsprojekt von May entworfen worden war.

Bis zu seinem Tod im Jahr 1970 hat May die Stadtplanung entscheidend geprägt und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ernst May und sein Team haben erfolgreich funktionale Gehäuse konstruiert, die über einen direkten Zugang zu Grünflächen verfügten. Seine Entwürfe setzten Maßstäbe für die Stadtentwicklung. Zwar sind viele der von May konzipierten Häuser mittlerweile abgerissen worden, die Anwesen und Siedlungen wurden in den späten 1970er Jahren jedoch als Wahrzeichen geschützt und bewahrt.

Ernst Mays Errungenschaften boten eine Lösung für Herausforderungen, denen viele Städte nach wie vor gegenüber stehen.

Mit mehr als 5.000 realisierten Baugruppen wird er immer als visionärer Stadtplaner in Erinnerung bleiben. May erhielt im Jahr 1929 auf dem Congres International d'Archictecture Modern auch auf internationaler Ebene Anerkennung für seine Errungenschaften. Er war ein Pionier, der an die transformativen und zusammenhaltenden Kräfte der Stadtplanung glaubte.

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Bildquelle:

https://kuenste-im-exil.de/KIE/Content/DE/Personen/may-ernst.html