Employer Branding gilt vielen Unternehmen als effektive Methode zur Lösung ihres Fachkräftemangels. Dabei geht es darum, eine attraktive Arbeitgebermarke zu schaffen, die sich von der Konkurrenz abhebt. Über Jahrzehnte hinweg gelang es Arbeitgebern, Vakanzen mit Stellenanzeigen zu besetzen. Doch Fachkräftemangel, Digitalisierung und Globalisierung verändern den Arbeitsmarkt zunehmend. Gerade Top-Talente stehen mittlerweile vor der Wahl, für welchen Arbeitgeber sie sich entscheiden. In der Wirtschaft ist längt ein Kampf um die besten Köpfe entbrannt.
Dieser Kampf erstreckt sich nicht nur auf Berufsanfänger, die es zu gewinnen gilt. Auch die eigene, gut ausgebildete und erfahrene Belegschaft gilt es zu halten. Um weiter zu wachsen, bleibt Arbeitgebern zudem oft nichts anderes übrig, als Fachkräfte aus anderen Unternehmen abzuwerben. Um in diesem Wettkampf konkurrieren zu können, benötigen Unternehmen ein starkes Employer Branding, um sich öffentlich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.
Gutes Employer Branding braucht mehr als Top-Gehälter
Attraktiver Arbeitgeber bieten heutzutage mehr als nur ein ordentliches Gehalt. Gerade bei der jungen Generation Y (Geburtsjahre 1980-1999) ist ein erheblicher Kultur- und Wertewandel zu beobachten. Bei diesen sogenannten Millenials hat es nicht mehr die oberste Priorität, materiell hoch vergütet zu werden. Viel mehr wünschen Sie sich einen Arbeitgeber, hinter dem sie stehen können und der ihre Werte vertritt. Zudem bevorzugen sie flache Hierarchien, sichere Arbeitsverhältnisse und eine angenehme Work-Life-Balance, die Ihnen Zeit für ihre Familien und außerberufliche Interessen erlaubt. Unternehmen, die um diese Führungskräfte der Zukunft werben wollen, müssen daher mit einem angenehmen Betriebsklima punkten.
Um souverän ein attraktives Unternehmensselbstbild nach Außen kommunizieren zu können, müssen sich Firmen erst über ihr Selbstbild im Klaren werden. Dazu gehören Antworten zu Fragen wie:
- Was ist die Mission des Unternehmens? Wie Unternehmensberater Simon Sinek es in seinem berühmten TED-Talk formuliert: "Menschen kaufen nicht was du tust, sondern weshalb du es tust." Um talentierte und motivierte Köpfe zu gewinnen, sollten sich Unternehmen also darüber im Klaren sein, welchen Nutzen Sie für die Welt erbringen wollen. Nur so können potenzielle neue Mitarbeiter dazu inspiriert werden, an dieser Mission mitzuwirken.
- Welche Unternehmenskultur ergibt sich aus dieser Mission? Die Unternehmenskultur sollte so gestaltet sein, dass sie der festgelegten Mission dient. Die Mitarbeiter sollten sich ungezwungen und ehrlich mit den Unternehmenszielen identifizieren können. Dazu ist ein geregeltes Betriebsklima notwendig, das für Mitarbeiterzufriedenheit sorgt. Somit gehören zur Unternehmenskultur sämtliche Richtlinien, die den gemeinsamen Arbeitsalltag regeln und optimieren sollen. Diese sind wiederum Teil der sogenannten Employer Value Proposition (EVP), also die Vorteile, die das Unternehmen seinen Mitarbeitern im Vergleich mit der Konkurrenz verspricht (angenehme Arbeitsbedingungen, gutes Gehalt, mehr Urlaubstage als der Durchschnitt, etc.).
- Wird die Unternehmenskultur aktiv gelebt? Eine klar definierte EVP ist nur dann von Nutzen, wenn Sie auch im Arbeitsalltag bemerkbar ist. Die Unternehmenskultur sollte sich demnach auch in der Arbeitsweise und in wiederkehrenden Ritualen niederschlagen und die Zusammenarbeit bereichern. Ein Unternehmen, dem die Gesundheit und Fitness der Mitarbeiter laut Selbstbild wichtig ist, sollte demnach gesundheitsfördernde Maßnahmen anbieten, etwa kostenloses frisches Obst oder regelmäßige Sportkurse.
- Wird die Unternehmenskultur effektiv nach außen kommuniziert? Eine klare Mission und eine gelebte positive Unternehmenskultur führen zu zufriedenen Mitarbeitern. Entscheidend für das Employer Branding ist, dass dieses dieses attraktive Unternehmensklima auch öffentlichkeitswirksam präsentiert wird. Nur so können neue Talente angelockt werden. Das geschieht in folgenden Schritten:
- Zielgruppe definieren – wen möchte ich als Mitarbeiter gewinnen?
- Bedürfnisse der potenziellen Kandidaten verstehen – was wünschen sich meine zukünftigen Mitarbeiter?
- Angebot darlegen – was biete ich als Arbeitgeber und wie erfüllt das die Bedürfnisse meiner Zielgruppe?
- Ziele festlegen – wie viele Bewerber sollen in welchem Zeitraum erreicht werden?
- Kommunikationskanäle auswählen – wie wird die Zielgruppe erreicht?
- Ansprache festlegen – wie möchte die Zielgruppe angesprochen werden?
- Kommunikation starten
5 einfache Maßnahmen für effektives Employer Branding
Es gibt zahlreiche Maßnahmen, um diese Schritte effektiv umzusetzen und so eine solide Reputation als Arbeitgeber aufzubauen – und viele davon sind sehr kosteneffizient. Im Folgenden nennen wir ein paar Beispiele:
1. Das Bewerbungsverfahren optimieren
Die Erfahrung des potenziellen Arbeitnehmers mit dem Unternehmen beginnt bereits beim Bewerbungsverfahren. Daher ist es essentiell für ein gelungenes Employer Branding, dass die Bewerbererfahrung für die Kandidaten angenehm ausfällt und sich von den standardisierten Verfahren von anderen Unternehmen abhebt. Eine Möglichkeit besteht beispielsweise darin, die Kommunikation bei jedem Schritt des Bewerbungsprozesses zu optimieren. Dazu gehören etwa:
- ausführliche Stellenausschreibungen verfasst mit Charakter
- eine umfangreiche Karriereseite auf der Webpräsenz, die auch über die Schritte des Auswahlverfahrens informiert
- eine Nachricht mit Dankeschön nach jedem Schritt des Prozesses
- Feedback zum Vorstellungsgespräch
- Regelmäßige Benachrichtigungen zum Bewerbungsstand
- Benachrichtigungen aller Bewerber, wenn eine Stelle besetzt wurde
- etc.
Gute Kommunikation während des Bewerbungsprozesses erfordert einen geringen Aufwand, macht sich jedoch langfristig positiv bemerkbar. Die Chance, dass sich talentierte Bewerber, die nicht eingestellt wurden, erneut auf eine andere Stellenausschreibung des Unternehmens bewerben, wächst durch ein angenehmes Bewerbungsverfahren enorm.
2. Externe Unternehmensbewertungen regelmäßig überprüfen
Ein Großteil der Jobsuchenden stellt umfängliche Recherchen zu potenziellen Arbeitgebern an, bevor sie sich bewerben. Dabei werden die Firmenwebsite, Social Media-Plattformen wie Xing, LinkedIn oder Facebook oder Arbeitgeberbewertungsportale wie Kununu überprüft. Zwar haben Unternehmen keine Kontrolle darüber, was Social Media-User über sie schreiben, dennoch ist es ratsam, sich auf dem Laufenden zu halten, welches Bild des Unternehmens auf diesen Seiten wiedergegeben wird. So kann auf etwaige Kritik zügig reagiert und die öffentliche Darstellung positiv beeinflusst und an das gewünschte Unternehmensbild angepasst werden.
3. Mitarbeiter zu Recruitern machen
Die effektivste Methode Talente anzuwerben, ist Mund-zu-Mund-Werbung. Junge Fachkräfte vertrauen am meisten ihren Freunden und Bekannten, wenn Sie auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber sind. Wenn die Angestellten also über ihre Social Media-Kanäle von ihren positiven Erfahrungen am Arbeitsplatz berichten, ist das eine sehr effektive und noch dazu kostenlose Methode, um das Employer Branding zu verbessern.
Unternehmen sollten Mitarbeiter dazu ermutigen, sich in den sozialen Netzwerken über die Firma zu äußern. Dabei sollten sie natürlich gute Gründe haben, um Positives zu berichten. Regelmäßige Wertschätzung der Arbeit, das Einführen von flexiblen Arbeitszeiten, steuerfreie Arbeitgeberleistungen oder Maßnahmen für präventives Gesundheitsmanagement sind etwa günstige Mittel, mit denen sich das Arbeitsklima unkompliziert verbessern und die Mitarbeiterbindung erhöhen lässt.
Arbeitgeber sollten es zudem nicht versäumen, Stellenausschreibungen auch ihren Mitarbeitern weiterzuleiten. Vielleicht hat einer der Angestellten bereits einen passenden Kandidaten im Sinn und wirbt schnell und unkompliziert eine der begehrten Fachkräfte an.
4. Mitarbeiter um ehrliches Feedback bitten
Das Unternehmensklima lässt sich nur akkurat ermitteln, wenn Arbeitgeber ihre Angestellten auch regelmäßig danach fragen. Wiederkehrende Umfragen können dabei helfen, festzustellen, welche Unternehmensrichtlinien die Angestellten schätzen und welche ihrer Meinung nach verbesserungswürdig sind. Wenn dann ermittelt wurde, wo Mitarbeiter Handlungsbedarf sehen, sollte der Arbeitgeber zügig Veränderungen in die Wege leiten.
Schon kleine Optimierungen können sich hierbei positiv auswirken, sei es eine großzügige Gleitzeit-Regelung oder neue Home Office-Richtlinien. Mitarbeiter bedanken sich für diese Gefälligkeiten mit positiven Bewertungen auf entsprechenden Plattformen oder präsentieren ihren Arbeitgeber in einem guten Licht auf ihren Social Media-Kanälen. Das stärkt das Employer Branding, ohne viel Aufwand zu verursachen.
5. Social Media strategisch einsetzen
Es bietet sich an, die Arbeitgebermarke von der Konsumentenmarke des Unternehmens auf den Social Media-Kanälen zu trennen. Der Arbeitgeberpräsentation eigene Social Media-Accounts einzurichten, hat den Vorteil, dass die entsprechenden Konten sich ausschließlich auf das Employer Branding konzentrieren können. Hier kann die Firmenkultur ausführlich präsentiert werden und die Besucher erhalten exklusive Einblicke in den Unternehmensalltag. Potenzielle Präsentationsmöglichkeiten sind zum Beispiel:
- Angestelltenportraits
- Neuigkeiten aus dem Betriebsalltag
- Vorstellung neuer Mitarbeiter
- Bilder von Firmenevents
- Persönliche Neuigkeiten der Mitarbeiter teilen (z.B. Geburten, Hochzeiten, Geburtstage)
- Kleine "Ein Tag im Unternehmen"-Reportagen der Angestellten
- etc.
So ist alles, was potenzielle Bewerber anziehen könnte, kompakt bei einer Anlaufstelle zu finden.
Unternehmen mit starkem Employer Branding müssen sich keine Sorgen darüber machen, ob sie talentierte Bewerber für ihre freien Stellen finden. Wer als attraktiver Arbeitgeber gilt, wird stattdessen von den passenden Kandidaten gefunden und erspart sich lange Suchprozesse. Wenn Sie die oben genannten Tipps befolgen, haben Sie bereits einen soliden Grundstein für Ihre attraktive Arbeitgebermarke gelegt. Gerne berät Sie Cobalt Recruitment zu weiteren potenziellen Maßnahmen und hilft ihnen bei der Akquirierung von Top-Talenten ihrer Branche, egal ob Real Estate, Engineering, Finance oder sonstige Bereiche.