Auch wenn die fachliche Kompetenz gegeben ist, tun sich viele Ingenieure schwer damit, ein Anschreiben zu formulieren und bei einem Vorstellungsgespräch ihre Eignung für die ausgeschriebene Stelle nachzuweisen. Wir haben die häufigsten Fehler gesammelt und zeigen Ihnen, wie Sie diese ganz leicht umgehen können.
Fehler 1: Bewerbungen auf unpassende Stellenangebote – Ingenieur ist nicht gleich Ingenieur
Das Berufsfeld des Ingenieurs ist groß und zugleich sehr unterschiedlich, deswegen sind für jeden einzelnen Job spezifische Kenntnisse erforderlich. Anders als in Berufen, in die man womöglich noch "hineinwachsen" kann, wird von Ingenieuren absolute Fachkompetenz auf einem Gebiet erwartet. Ist diese Kompetenz durch Studienschwerpunkte oder Berufserfahrung nicht gegeben, lohnt es meist nicht, eine Bewerbung abzuschicken. Wer sich zum Beispiel als Bauingenieur auf den Posten eines Vertriebsingenieurs bewirbt, hat sehr geringe Chancen, zu einem Gespräch eingeladen zu werden.
Sollten Sie sich nicht sicher sein, ob die ausgeschriebene Stelle zu Ihnen passt, lohnt ein Griff zum Hörer. Kontaktieren Sie den angegebenen Ansprechpartner und erfragen Sie Details zum Anforderungsprofil. Sollten Sie sich darin mit Ihren Fähigkeiten wiederfinden, können Sie die erhaltenen Informationen für Ihr Bewerbungsschreiben nutzen und haben durch Ihr Wissen einen Vorteil gegenüber den anderen Bewerbern.
Fehler 2: Den Personaler schon beim Einstieg langweilen
Das Bewerbungsschreiben des Ingenieurs ist meist die erste Kontaktaufnahme zum Personaler. Er nimmt sich dies als erstes zur Hand und legt es im schlimmsten Fall auch gleich wieder zur Seite. Das passiert dann, wenn schon die Einleitung zum Gähnen animiert. Ein klassischer Bewerbungsfehler ist der Einstieg mit einer Allerweltsformel. Wenn Personaler von dem großen Interesse lesen, dass ihre Stellenausschreibung erweckte, sinkt ihr Interesse erst einmal auf den Nullpunkt. Umso schwerer wird es, sie im Laufe des Anschreibens wieder zu begeistern.
Beginnen Sie daher mit einem Satz, der sofort vermittelt, dass Sie wie geschaffen für die ausgeschriebene Stelle sind. Der Satz an sich muss dabei gar nicht besonders kreativ und einzigartig formuliert sein. Es reicht schon, wenn Sie hier direkt Ihre Kernkompetenzen ausspielen. Das könnte zum Beispiel so klingen:
Als Master of Engineering mit dem Studienschwerpunkt xy und den von Ihnen geforderten Berufserfahrungen in xy …
Fehler 3: Ich kann, Ich habe, Ich bin – bei der Bewerbung als Ingenieur mit Erfolgen prahlen
Sich zu bewerben, bedeutet, seine Eignung für einen ganz bestimmten Job nachzuweisen. Es bedeutet nicht, damit hausieren zu gehen, welche Erfahrungen man schon sammeln konnte und welche Erfolge man vorzuweisen hat. Diese Prahlerei kann sogar eher dafür sorgen, dass man Sympathiepunkte verliert und deshalb nicht eingestellt wird. Schauen Sie daher, welche Ihrer Qualifikationen und beruflichen Erfolge für den spezifischen Job wertvoll sein können und legen Sie darauf Ihre Schwerpunkte.
Fehler 4: Ein Bewerbungsschreiben als Ingenieur ohne Nachweise verfassen
In der Stellenausschreibung wird jemand gefordert, der ein Team leitet und auch zu Einsätzen im Ausland bereit ist. Wenn Sie in Ihrem Bewerbungsschreiben für Ingenieure auf wichtige Punkte aus der Stellenbeschreibung eingehen wollen, dann beweisen Sie diese. Auf jede Behauptung sollte ein Nachweis folgen.
Sätze wie: "Ich habe bereits Erfahrungen in der Führung von Mitarbeitern gesammelt und spreche gut Englisch", sollten vermieden werden. Formulieren Sie eher: "Beim Unternehmen xy leitete ich ein 5-köpfiges Team im Bereich xy.", oder "Während meiner Projektarbeit bei … war ich häufig im Auslandseinsatz und arbeitete eng mit einem internationalen Team von Ingenieuren zusammen."
Fehler 5: Auf dem sprachlichen Holzweg – die Bewerbung als Ingenieur in der falschen Sprache verfassen
Nicht nur einzelne Begriffe im Ingenieursberuf sind auf Englisch, die Sprache wird auch im alltäglichen Arbeiten immer wichtiger. In vielen Betrieben wird Englisch nicht nur für die Kommunikation mit internationalen Kunden genutzt. Da auch die einzelnen Projektteams immer häufiger international besetzt sind, findet auch die innerbetriebliche Kommunikation auf Englisch statt.
Um die Sprachkenntnisse eines Bewerbers einschätzen zu können, verfassen auch Unternehmen aus dem DACH-Raum Ihre Stellenausschreibungen gerne auf Englisch. Daher wäre es ein Fehler, die Bewerbung auf Deutsch zu verfassen, selbst wenn Sie sicher sind, dass Ihr Ansprechpartner deutscher Muttersprachler ist. Machen Sie sich die Mühe und verfassen Sie sowohl Ihr Anschreiben als auch ihren Lebenslauf auf Englisch.
Fehler 6: Sofa statt Meetingraum – Telefoninterview zu lässig angehen
Gerade, wer sich für eine Stelle als Ingenieur in einer anderen Stadt beworben hat, wird häufig erst einmal zu einem Telefoninterview eingeladen. Wer jetzt vermutet, dass die behagliche Atmosphäre in den eigenen vier Wänden ein Pluspunkt ist, irrt. Ein Telefoninterview hat einige Hürden zu bieten, die es bei einem Vorstellungstermin im Unternehmen nicht gibt.
So ist es erst einmal wichtig, die nötige Spannung und Professionalität in das Telefongespräch zu legen. Gerade bei Telefonaten neigt man dazu, in einen Plauderton zu verfallen. Das ist immer gern dann der Fall, wenn man es sich für das Gespräch in Jogginghose auf dem Sofa gemütlich macht. Wählen Sie daher lieber ein Outfit, das Sie auch zu einem Präsenztermin anziehen würden und setzen sich an einen Ort, der einer Arbeitsatmosphäre nahe kommt (Schreibtisch, Küchentisch etc.). So werden Sie automatisch selbstbewusster und treten konzentrierter auf.
Denken Sie während des Gesprächs daran, dass Ihr Gegenüber Sie nicht sieht. Ein zustimmendes Nicken von Ihnen ist für den Personaler nur Stille in der Telefonleitung. Ein Lächeln während des Telefonates zahlt sich dennoch aus, da sich die Stimme bei einem freundlichen Gesichtsausdruck nachweislich so verändert, dass auch Ihr Gegenüber es positiv wahrnimmt.
Fehler 7: Ingenieure, die beim Bewerbungsgespräch den Mund nicht aufbekommen
Die fachliche Kompetenz ist das eine, aber diese im Gespräch auch vermitteln zu können, ist eine ganz andere Herausforderung. Klar, Sie bewerben sich nicht um einen Job in der PR oder im Marketing, in denen "reden" zu den Kernkompetenzen zählt, aber der Personaler will trotzdem überzeugt werden. Auch wenn große Reden nicht Ihr Ding sind, versuchen Sie, sicher aufzutreten und laut und deutlich zu sprechen. Die Antworten, die Sie geben, sollten gut durchdacht und präzise sein und zeitgleich auch Ihr Wissen zu dem Thema vermitteln – vermeiden Sie einfache "Ja"- oder "Nein"-Antworten.
Personaler erfahren in dem Gespräch nicht nur etwas über Ihre fachliche Eignung für den Beruf, sie prüfen, wie es um Ihre Soft Skills bestellt ist. Ingenieuren haftet häufig das Vorurteil an, eigenbrötlerisch und wenig kommunikativ zu sein. Selbstverständlich ist die Ausbildung von Ingenieuren auch stark naturwissenschaftlich und weniger sozialwissenschaftlich geprägt. Da die Arbeit von Ingenieuren jedoch immer häufiger in wechselnden Projektteams stattfindet, gewinnen Soft Skills immer mehr an Bedeutung.
Fehler 8: Bewerbungsratgeber zitieren
Die erste Hürde ist geschafft, Ihr Anschreiben hat so gut gefallen, dass Sie zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wurden. Um auch ja in kein Fettnäpfchen zu treten und sich angemessen zu präsentieren, widmen Sie sich nun einer ausgiebigen Vorbereitung. Dafür recherchieren Viele im Internet und googeln "Fehler im Bewerbungsgespräch" oder "Antworten auf Fragen im Bewerbungsgespräch". Hier werden schnell und übersichtlich die vermeintlich besten Antworten auf trickreiche Fragen wie "Was sind Ihre größten Schwächen?" präsentiert.
Doch Vorsicht: Ihr Gesprächspartner beim Jobinterview hat diese vorgefertigten Antworten vermutlich schon x-mal gehört und speichert Sie im schlimmsten Falle als "unauthentisch" oder "langweilig" ab. Überlegen Sie sich daher vor dem Gespräch Ihre eigenen Antworten auf diese klassischen Fragen, es geht schließlich darum, dass das Unternehmen einen persönlichen Eindruck von Ihnen gewinnt.
Fehler 9: Überdurchschnittliche Gehaltsvorstellungen bei der Bewerbung als Ingenieur
Zu den unangenehmsten Fragen bei einer Bewerbung als Ingenieur zählt die nach den Gehaltsvorstellungen. Grundsätzlich gilt, je größer das Unternehmen und je höher der Studienabschluss desto höher das Einstiegsgehalt. Je länger man in der Branche tätig ist, desto besser kann man den eigenen Marktwert einschätzen. Gerade Berufsanfänger sollten jedoch sehr sensibel mit der Angabe Ihrer Gehaltsvorstellungen sein. Natürlich möchte man sich nicht unter Wert verkaufen, Gehälter, die vereinzelt während des Studiums propagiert werden, sind in der Realwirtschaft jedoch nicht immer so umsetzbar.
Zusätzlich hängt das Gehalt eines Ingenieurs maßgeblich von der Branche ab. Im Bereich der Pharmaindustrie oder Unternehmensberatung verdienen Ingenieure deutlich mehr als in der Textilindustrie oder bei Forschungsinstitutionen.
Wenn Sie sicher gehen möchten, dass Sie keinen dieser oder einen anderen eklatanten Fehler bei Ihrer Bewerbung als Ingenieur begehen, können Sie sich auch professionelle Unterstützung suchen. Mit unserer Karriereberatung schärfen Sie Ihr Profil und machen sich fit für den Bewerbungsprozess.