Burn-out und Stressbewältigung bei Fach- und Führungskräften

Die Erkenntnis, dass zu viel Arbeit krank machen kann, ist in der Berufswelt angekommen. Unsere Zeit ist geprägt von einem hektischen Alltag, in dem es immer noch Optimierungsbedarf gibt. Mitarbeiter müssen immer mehr Arbeit in immer kürzerer Zeit erledigen. Die Folge: Übermäßiger Stress und zu wenig Möglichkeiten, sich davon zu erholen. Die Rolle von Fach- und Führungskräften beschränkt sich in dieser Diskussion meist auf ihre Führungsrolle im Unternehmen. Sie sollen mögliche Anzeichen auf ein Burn-out bei Mitarbeitern früh erkennen und gegensteuern. Aber auch sie selbst zählen zur Gruppe der stressbelasteten Arbeitnehmer. Daher fokussieren wir uns in diesem Artikel auf das Manager-Burn-out, das noch lange nicht so wahrgenommen wird, wie das Burn-out bei Mitarbeitern.

Hohe Positionen. Große Verantwortung. Starke Stressbelastung.

Genau das ist der Kreislauf, in dem sich Manager befinden. Wer eine verantwortungsvolle Position besetzt, hat keinen 9-to-5-Job, bei dem er ausschlafen und sich nach der Arbeit einen gemütlichen Feierabend mit Freunden oder Familie machen kann.

Oftmals leidet aber nicht nur die Freizeit unter der Dauerbelastung. Führungskräfte verzichten nicht selten auf sämtliche Grundbedürfnisse wie ausreichend Schlaf, regelmäßige Mahlzeiten, soziale Kontakte und Bewegung. Sie gönnen sich selbst an den Wochenenden keine Minute, in der sie nicht irgendwie mit dem Job beschäftigt sind.

Das Verhältnis zwischen positivem und negativem Stress

Stress ist nicht automatisch schädlich für den Körper. Der menschliche Organismus ist genetisch darauf ausgerichtet, gefordert zu werden und sich weiterzuentwickeln. Er bringt unter Stress oft beachtliche Kräfte auf, die eigene Leistung noch weiter zu steigern. Ungesund wird es dann, wenn diese Leistung nicht kontinuierlich und in den vorhandenen Grenzen gesteigert wird, sondern der Mensch permanent überfordert wird. Zu viel und komplexe Arbeit unter hohem Zeitdruck ist dauerhaft negativer Stress, der zum Burn-out bei Führungskräften führt.

Manager-Burn-out: Das sind die Symptome

Burn-out kommt schleichend. Meistens bemerkt der Betroffene die Symptome zunächst gar nicht selbst und nur sein Umfeld stellt Veränderungen fest. Es beginnt mit Interessenlosigkeit für Dinge, die den Manager vorher leidenschaftlich berührt haben. Der Betroffene spürt später Einschlaf- oder Durchschlafstörungen. Es kommen psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Magenschmerzen hinzu bis hin zu depressiven Symptomen wie Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit. Viele Führungskräfte reagieren erst dann, wenn sie am Morgen sprichwörtlich nicht mehr aus dem Bett kommen.

Können sich Manager und Führungskräfte selbst aus dem Burn-out befreien?

Das ist eine große Herausforderung, denn wer einmal das berühmte Hamsterrad betreten hat, bleibt darin selten plötzlich stehen. Viele Manager haben tief verwurzelte Selbstzweifel, die sie durch Leistung und Anerkennung bekämpfen wollen. Sie möchten keine Schwäche zugeben
und flüchten vor sich selbst. Leistungsorientierte Menschen sind geprägt von dem gesellschaftlichen Bild, dass der Wert des Menschen von seiner Leistung abhängt. Das macht es schwer, diese Leistung bewusst zurückzuschrauben.

Wenn der Betroffene die Symptome früh genug bemerkt und die emotionale Kompetenz besitzt, darauf zu reagieren, dann ist es möglich, sich selbst aus dem Burn-out zu befreien. Die körperliche und geistige Regeneration braucht ihre Zeit. Sie lässt sich nicht in einen Terminkalender eintragen und folgt immer in drei Schritten:

Erkenntnis
Chefs müssen selbst erkennen und annehmen, dass es ein Problem gibt und auch dessen Ursache analysieren. Sie müssen herausfinden, warum es ihnen nicht gut geht.

Gleichgewicht finden
Führungskräfte müssen aus eigener Kraft heraus ein Gleichgewicht schaffen aus Arbeit, Pausen, Mahlzeiten und Freizeitgestaltungen.

Alltag verändern
Nach der Regenerationszeit ist es wichtig, die Alltagsroutine grundlegend zu verändern. Es darf nicht in demselben Pensum weitergehen wie vorher.

Manager müssen die Fähigkeit entwickeln, gegenzusteuern. Wer beruflich viel Stress hat, muss einen privaten Ausgleich schaffen. Manager, die sich ausreichend um Bewegung, Zeit mit der Familie und Freunden sowie Auszeiten für ein Hobby kümmern, laufen kaum Gefahr, an Burn-out zu erkranken.

Das ist vergleichbar mit dem Tank eines Autos. Wer nur auf das Gaspedal drückt, ohne zwischendurch mal langsamer zu werden und nachzutanken, bleibt irgendwann plötzlich stehen.

Was können Manager tun, um der Gefahr eines Burn-outs zu entgehen?

Führungskräfte müssen in der heutigen Zeit die Fähigkeit zurückgewinnen, die elementaren Bedürfnisse des Körpers ernst zu nehmen. Mittags etwas zu essen und nachts zu schlafen, ist kein Luxus, sondern die Grundvoraussetzungen dafür, um gesund zu bleiben. Manager müssen sich disziplinieren, mindestens eine gemeinsame Mahlzeit mit der Familie einzunehmen und auch während der Arbeit bewusst Pausen einzulegen.

Stichwort Resilienz. Es ist für Chefs wichtig, eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln. Sie müssen einen Weg finden, der Verantwortung gerecht zu werden, sich aber nicht von ihr auffressen zu lassen. Das bedeutet konkret, Aufgaben an Kollegen weiterzugeben und bewusst Unterstützung zu suchen. Dieses Vorgehen erfordert sehr viel Selbstreflektion und emotionale Intelligenz.

Der Chef hat Burn-out: Ein Umdenken ist in der Arbeitswelt erforderlich

Die nachwachsende Generation geht bereits wesentlich bewusster mit dem Thema der Work-Life-Balance um. So liegen bei der Gewinnung von Fachkräften – den Managern von morgen – beispielsweise diejenigen Unternehmen vorn, die Benefits wie einen Pausenraum mit Tischkicker bieten und den Mitarbeitern flexible Arbeitszeitmodelle einrichten.

Was können Unternehmen tun, um Manager vor Burn-out zu schützen?

Mailflut reduzieren

Eine ältere Studie aus dem Jahr 2012 von Mimecast und Microsoft Exchange hat gezeigt, dass 61% der geschäftlichen Mails aus Empfängersicht unnötig und nur 14% wirklich wichtig sind. Die
Studie hat hochgerechnet, dass für die Bearbeitung aller Mails in der Woche 10 Stunden Arbeitszeit anfallen. Davon sind – laut Studie – 6 Stunden überflüssig.

Es gibt einige Möglichkeiten, die tägliche Mailflut zu reduzieren. Viele dieser überflüssigen Mails werden intern verschickt. Daher könnte es der erste Schritt sein, eine Informationsstrukturanalyse durchzuführen und Regeln für den Mailversand zu besprechen. Die gesparte Zeit kann für das Kerngeschäft und für Pausen genutzt werden.

Besprechungen optimieren

In derselben Studie wurde auch das Thema „Besprechungen“ aufgegriffen. Bei rund 62 Meetings im Monat wird die Hälfte der teilnehmenden Fach- und Führungskräfte als überflüssig angesehen. Oft haben diese Meetings weder eine Agenda noch einen Zeitplan. An dieser Stelle wird ein klares Optimierungspotenzial deutlich. Man könnte zum Beispiel die Gesprächskultur verbessern, einen verbindlichen Zeitrahmen festsetzen und für jedes Meeting eine Agenda mit den wichtigsten Themen einrichten, an der ausschließlich die betroffenen Personen teilnehmen.

Artfremde Tätigkeiten abwerfen

Viele Manager übernehmen Tätigkeiten, die nicht in ihr eigentliches Tätigkeitsfeld gehören. Einerseits weil sie nicht delegieren wollen oder können, andererseits weil sie niemanden haben, der es sonst machen kann. Die Geschäftsleitung muss dafür sorgen, dass Manager nur Kernaufgaben erledigen und Reisebuchungen auf einem anderen Schreibtisch mit freien Kapazitäten landen.

Feste Zeiten für Digital Detox

Permanenter Stress rührt vor allem aus einer permanenten Erreichbarkeit. Auf dem Nachttisch liegt das Handy und auch im Urlaub geht der erste Griff zum Smartphone, um Mails zu checken. Manager sollten feste Zeiten für digitale Enthaltsamkeit einführen. 30 Minuten in der Mittagspause, in der Nacht, beim gemeinsamen Abendessen mit der Familie und im Urlaub – 2 Wochen am Stück. Nur so kann auch der Kopf mal Abstand bekommen.

Wie kann es nach einem Manager Burn-out weitergehen?

Es ist nach einer Therapie oder einem Klinikaufenthalt für Manager ein großer Schritt, wieder in den alten Beruf zurückzukehren. Die Frage lautet: Wie kann dies gelingen, ohne wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen? Das wichtigste Handwerkszeug ist die Selbstwahrnehmung. Führungskräfte müssen lernen, auf sich und die Symptome des Körpers zu achten und sofort gegenzusteuern.

Zusammen mit der Geschäftsleitung muss das Thema Burn-out und Stressbewältigung bei Managern offen besprochen und nach Möglichkeiten der Prophylaxe gesucht werden.

Eine davon ist das Downgrading. Der Manager kann sich bewusst von einigen Verantwortungsbereichen entbinden lassen. Er muss bereit sein, dafür auch weniger Geld in Kauf zu nehmen – zugunsten der Gesundheit.

Die zweite Möglichkeit ist der komplette Neustart; die sicherere Variante, um sich vor einem erneuten Burn-out zu schützen. Neue Kollegen, neue Arbeitsabläufe und neue Aufgaben bringen auch die große Chance mit sich, diesmal ein gesundes Gleichgewicht zu schaffen.

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