Der Beruf des Juristen liegt weiterhin voll im Trend, denn neben ideellen Werten wie dem Kampf für die Gerechtigkeit bietet die Branche auch die Chance auf hohe Gehälter – allerdings nur für die Besten. Den Absolventen mit Prädikatsexamen (mindestens „vollbefriedigend“) stehen viele Türen offen. Sie können sich oft aussuchen, ob sie bei einer der großen Anwaltskanzleien, die teilweise fünfstellige Einstiegsgehälter bezahlen, in der freien Wirtschaft oder doch lieber beim Staat arbeiten wollen.
Kandidaten ohne Prädikats-Examina haben es dagegen auf dem Arbeitsmarkt deutlich schwerer und müssen sich nicht selten mit Einstiegsgehältern von weniger als 40 000 Euro zufrieden geben – oder aber ihr Profil schärfen, um sich von der großen Konkurrenz abzuheben. Denn obwohl die Zahl der neuen Diplom-Juristen und Assessoren in den letzten Jahren rückläufig war, bewegt sich die Zahl der Juristen insgesamt weiter auf einem sehr hohen Niveau. Auf einen Anwalt kommen in Deutschland nur noch 500 Einwohner, 1950 waren es zehnmal so viele.
Doch worauf legen Arbeitgeber wert? „Noten, Noten, Noten. Jura ist da einfach knallhart und unerbittlich, dann kommt ein Titel wie „Dr. iur.“ oder „Master of Laws“, danach lange nichts und dann die Sprachen und Soft Skills wie unternehmerisches Denken“, erklärt Dr. Christoph Wittekindt, Mitautor von „Perspektiven für Juristen 2015 – das Expertenbuch zum Einstieg“.
Auch Erfahrung zahlt sich aus
Allerdings können Juristen auch mit Erfahrung punkten, so zum Beispiel in breit ausgerichteten Kanzleien. Und vor allem, wenn es um Positionen bei Unternehmen in der freien Wirtschaft geht, deren Bedarf nach juristischer Beratung durch die Verrechtlichung der Unternehmensprozesse in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen ist.
Die Themen Integrität, Compliance, Risikomanagement, Corporate Governance und Ethik stehen im Mittelpunkt der Arbeit der Inhouse-Anwälte, die mit dafür verantwortlich sind, dass die Vorstände nicht in die Haftungsfalle tappen. Neben verhandlungssicherem Englisch und wirtschaftlichen Kenntnissen wird deshalb von den Juristen vor allem Praxiserfahrung bei der Bearbeitung von finanz-, arbeits- und steuerrechtlichen Fragestellungen erwartet.
Häufig wird die Spezialisierung als Allheilmittel für Juristen genannt. Doch ist das wirklich so? Angesichts der steigenden Zahl an Fachanwälten wird manchmal schon spöttisch angemerkt, dass es bald wohl einen Fachanwaltstitel für allgemeines Recht geben werde. In der Tat macht die Spezialisierung nur um der Spezialisierung willen kaum Sinn – so entfallen beispielsweise 20 Prozent der Fachanwaltschaft auf das Arbeits- und Familienrecht. Von einer echten Abgrenzung und Schärfung des Profils kann man hier somit kaum noch sprechen.
Wo die Spezialisierung Sinn macht
Es gibt jedoch auch Fachgebiete und Zusatzqualifikationen, die einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, unabhängig davon, ob später noch Zeit, Geld und Mühe in den Erwerb eines Titels als Fachanwalt investiert werden. Man muss teilweise nur die Entwicklung der Gesellschaft, Wirtschaft und Technik im Auge behalten. So hat beispielsweise der Siegeszug des Internets in den vergangenen zwei Jahrzehnten viele neue Rechtsfragen aufgeworfen.
Nachfolgend ein paar Bereiche, die gute Chancen für Juristen versprechen. Die niedrigen Zinsen lassen den Immobilienmarkt boomen, hier sind vor allem Anwälte für Mietrecht, Baurecht und Immobilienrecht gefragt. Aber auch darüber hinaus werden aktuell in der Wirtschaft viele Experten gesucht, beispielsweise für Vertragsgestaltung, Produkthaftung, Insolvenz- und Steuerrecht, aber auch Spezialisten für nationale und grenzüberschreitende Mergers & Acquisitions. Die kontinuierlich stärker werdende Regulierung der Finanzwirtschaft schafft zudem Bedarf an Experten im Bankaufsichtsrecht und Compliance. Ein Mangel herrscht nicht zuletzt bei Anwälten mit einer ausgewiesenen Expertise im Ausländer- und Asylrecht, die die zahlreichen Flüchtlinge vertreten, die in den letzten beiden Jahren nach Deutschland gekommen sind.
Früh über den Tellerrand hinausblicken
Die Zahl der Juristen ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich angestiegen – dennoch gilt: „Es gibt nicht zu viele Juristen, es gibt jedoch zu viele Juristen ohne Profil“, wie es Hariolf Wenzler, Geschäftsführer der privaten Bucerius Law School in Hamburg, auf den Punkt bringt. Das bietet auch Juristen ohne Prädikatsexamen gute Chancen, wenn sie sich frühzeitig, am besten bereits während des Studiums, Fachwissen anderer Branchen aneignen und vor allem Auslandserfahrung, Praktika und umfangreiche Sprachkenntnisse mitbringen.
Es sind stets Personen männlichen und weiblichen Geschlechts gleichermaßen gemeint; aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird im Folgenden nur die männliche Form verwendet.
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