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Wie der Mega-Trend Digitalisierung die Bank- und Finanzwelt verändert

Geschrieben von Benjamin Leupold | 10.09.2018 22:00:00

Eigentlich hatten wir vor, an dieser Stelle auf verschiedene Trends im Banken- und Finanzsektor einzugehen. Bei der Recherche zeigte sich jedoch schnell, dass sich die Innovationen der Branche letztlich alle auf einen Mega-Trend zurückführen lassen: Digitalisierung. Laut Branchenkompass Banking 2017 von Sopra Steria Consulting erhoffen sich Banken durch die Digitalisierung vor allem, Routinevorgänge zu automatisieren, Vertriebskanäle zu bündeln und den Kundenservice zu verbessern.

Doch der Hauptantrieb für die Digitalisierung liegt nicht bei den Kosten, sondern ist vor allem drei Herausforderungen geschuldet, denen sich Banken stellen müssen, wenn sie weiter wettbewerbsfähig bleiben wollen:

  • Mit Krediten und Einlagen ist kaum noch ein Geschäft zu machen: Mit der Digitalisierung sollen neue Finanzprodukte und -dienstleistungen klassische Einnahmequellen der Banken ergänzen oder sogar ersetzen.
  • Regulierungsvorschriften verschlingen viele Ressourcen: Um Finanztransaktionen entsprechend der gesetzlichen Regularien der Bankenaufsicht durchzuführen, ist die Kontrolle durch und der Austausch mit zahlreichen Instanzen erforderlich.
  • Digitale Wettbewerber fordern klassische Banken zunehmend heraus: FinTech-Unternehmen, Startups und andere digitale Finanzdienstleister lassen mit kundenfreundlichen und kosteneffizienten digitalen Lösungen klassische Dienstleistungen etablierter Banken hinter sich.

Die Digitalisierung der Banken verspricht, ein weites Betätigungsfeld für IT-Spezialisten zu werden

Den Banken geht es darum, Ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und weiterhin für Kunden interessant und vertrauenswürdig zu sein. Dazu gehört nicht nur, klassische Bankdienstleistungen vor der Konkurrenz zu schützen: In Zeiten eines dauerhaften Zinstiefs müssen Banken Ihre Brötchen mit neuen, digitalen Dienstleistungen verdienen.

Deshalb investiert die Finanzwirtschaft derzeit auch kräftig in die Digitalisierung. Das eröffnet TechSpezialisten, Digitalexperten und Entwicklertalenten beste Aussichten, in gut bezahlten Inhouse-Positionen spannende Projekte zu betreuen. Die Tätigkeitsfelder verteilen sich dabei im Wesentlichen auf drei Bereiche:

  • Daten
  • Prozessoptimierung
  • Sicherheit

1. Die Digitalisierung der Banken und Big Data

Die Digitalisierung reagiert auf die veränderten Ansprüche der Kunden: Diese erwarten mittlerweile, auf personalisierte Leistungen schnell und von überall aus zugreifen zu können. Passende digitale Technologien stärken im Bankensektor den kundenorientierten Service.

Die passenden Technologien dazu sind auf Daten und deren effizienter und rechtsicherer Nutzung angewiesen. Für IT-Spezialisten winken hier Jobs in mehreren spannenden Bereichen.

FinTech-Banking für IT-Tüftler und Entwicklergenies

Digitale Lösungen sollen Kundeninteraktionen mit den Bankdienstleistungen vereinfachen, beispielsweise über eine Banking-App. Die Nutzung von Kundendaten kann hier helfen, digitale Angebote und Dienstleistungen zielgruppengenau zu segmentieren und dem Kunden bei Bedarf sofort zur Verfügung zu stellen.

Banken lassen sich dabei von FinTech-Unternehmen inspirieren und entwickeln mittlerweile verstärkt eigene Digitalisierungsstrategien. Diese werden bisher aber nur in Teil- und Pilotprojekten umgesetzt. Doch das Tempo dürfte anziehen: Viele Banken testen digitale Prozesse in eigens gegründeten Digi-Labs. So betreibt die Deutsche Bank das Lab Digitalfabrik, die Commerzbank will mit dem Start-up Neugelb die Digitalisierung schaffen, die HypoVereinsbank testet digitale Lösungen in ihrem HVB Innovation Lab. Andere Finanzdienstleister suchen hingegen gezielt die Kooperation mit etablierten FinTech-Unternehmen.

Für FinTech-Spezialisten entstehen heute schon interessante Arbeitsbereiche. Besonders erfolgversprechend dürften aber die Aussichten für IT-Fachkräfte sein, die sich sowohl im klassischen Bankenwesen als auch im innovativen FinTech-Bereich sicher bewegen.

Open Banking setzt auf Usability

Mit der neuen EU-Richtlinie PSD2 müssen Banken – mit vorheriger Zustimmung des Kunden – Drittanbietern Zugriff auf die Zahlungsdaten der Kunden gewähren. Das geschieht über Schnittstellen (APIs). Der Gedanke hinter Open Banking ist, dass Kunden so die besten Angebote zu Finanzdienstleistungen und Services geboten werden können. Für Banken entsteht so eine völlig neue Konkurrenzlandschaft.

Sie müssen mit der Digitalisierung nun Produkte und Angebote schaffen, die durch Usability, Schnelligkeit und Sicherheit überzeugen, um auf dem Markt des Open Banking mitzumischen. FinTech-Experten sowie UX-Spezialisten finden hier ein herausforderndes Arbeitsumfeld.

2. Prozesse im Bankenwesen auf dem Weg zur Digitalisierung

Um auch weiterhin ein breites Produktportfolio anbieten zu können und trotzdem kosteneffizient zu arbeiten, müssen viele Prozesse im Bankensektor verschlankt und serviceorientierter gestaltet werden. Auch hier kann die Digitalisierung helfen.

Automatisierungstechnologien – Kosteneffizienz an erster Stelle

In den nächsten Jahren dürfte die IT-Landschaft der Banken massive Investionszuwendungen erhalten. Der Grund: Bisher werden zu viele Ressourcen für Inhouse-Routineaufgaben verbraucht. Daher fehlt es meist schlicht an Zeit, um innovative Lösungen zu entwickeln und auszuprobieren. Gerade Routineaufgaben sind jedoch wie geschaffen für die digitale Automatisierung. Cloud-Lösungen, Robotic Process Automation (RPA) und andere Automatisierungs-Tools werden daher schon bald im Bankensektor dominieren, wenn es darum geht, Prozesse zu verschlanken.

Artificial Intelligence / Künstliche Intelligenz

Momentan setzen Banken Künstliche Intelligenz (KI) vor allem für Chatbots im Kundendienst ein. Um Prozesse langfristig mit KI zu automatisieren, werden Banken zunehmend Kooperationen mit Unternehmen und Fachkräften anstreben, die maschinelles Lernen und natürliche Sprachverarbeitung weiter entwickeln.

Blockchain

Die Blockchain ist im Grunde so etwas wie ein Buchführungssystem, das auf beliebig viele Rechner verteilt werden kann und zugleich so sicher ist, dass nur derjenige es editieren kann, der dazu auch berechtigt ist. Das Konzept der Blockchain ermöglicht u.a. die Funktion von Kryptowährungen wie den Bitcoin, kann letztlich aber überall dort eingesetzt werden, wo es darum geht, Wege von Gütern oder immateriellen Werten (wie Geld, Verträgen oder Rechten) jederzeit nachvollziehen und damit handeln zu können.

Blockchains ermöglichen beispielsweise sogenannte Smart Contracts. Mit diesen eventgesteuerten Verträgen lassen sich z.B. Zahlungsvorgänge automatisieren. Auf eine zentrale Kontrollinstanz, die die Zahlungen überwacht, kann dabei verzichtet werden. Da die Interaktionen zwischen mehreren Parteien jeweils an bestimmte Bedingungen geknüpft sind, kontrolliert und authentifiziert sich die Blockchain gewissermaßen selbst.

Klassische und teure Instanzen wie Clearinghäuser, Regulatoren, Wirtschaftsprüfer oder Ratingagenturen würden dann unter Umständen nicht mehr gebraucht. Gefragt sind hingegen IT-Fachkräfte: Schon heute suchen Banken vor allem Entwickler mit Kenntnissen in Kryptographie.

Digitalisierung und Sicherheit – IT für Compliance

Kaum ein anderer Sektor der Volkswirtschaft ist so stark reglementiert wie das Bankenwesen. Zahlreiche branchenspezifische Anforderungen und wie etwa das Risikomanagement (MaRisk), Basel III oder Gesetze über das Kreditwesen und Geldwäschevorsorge (KWG) müssen erfüllt werden.

Auch hier bieten sich für IT-Fachkräfte und Juristen spannende Arbeitsplätze. Mit der sogenannten RegTech (Regelungstechnik) soll die Sicherheit der digitalen Bank gewährleistet werden. Mit Konzepten wie Open Banking bzw. Banking in der Cloud werden auch Aspekte der Compliance, Sicherheit und Regulierung immer wichtiger.

IT-Fachkräfte sollen hier in Zukunft Technologien entwickeln, die Finanzunternehmen helfen, Vorschriften besser einzuhalten. Das betrifft vor allem den Bereich Datenschutz. IT-Experten für Compliance müssen also nicht nur umfassende Kenntnisse aus diesem Bereich mitbringen, sondern auch in der Lage sein, sie mit der Entwicklung neuer Geschäftsprozesse und Prozedere auf verschiedene Geschäftsbereiche anzuwenden.

Digitalisierung erfolgreich umgesetzt – Digital Payment im Onlinehandel

Im Bereich Digital Payment haben Banken bisher schneller reagiert als bei anderen Schritten der Digitalisierung. So hat ein Zusammenschluss aus Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken bereits das System paydirekt eingeführt, dass verloren gegangene Marktanteile im Online-Bezahlgeschäft gutmachen will. Künftig soll der Dienst bei noch mehr Onlinehändlern verfügbar sein.