Hermann Ganswindt war ein exzentrischer Erfinder und höchst-kreativer Geschäftsmann, der zu seiner Lebenszeit trotz seiner revolutionären Denkweise und innovativen Erfindungen mächtig unterschätzt wurde. Als Erfinder des Helikopters und Raketenpionier verbleibt er in der Geschichte als ein Weitsichtiger, der seiner Zeit weit voraus war.
Er wurde 1856 in Voigtshof bei Seeburg geboren, als Sohn einer angesehenen Familie, die einen Mühlenbetrieb gemeinsam mit einer Versuchswerkstatt unterhielten. Hier entwickelte Ganswindt schon während seiner Schulzeit ein Konzept eines Freilaufs für Fahrräder, welches er später auch produzierte.
Schon als 13-jähriger skizierte er ein von ihm sogenanntes Weltenfahrzeug, eigentlich die erste Form einer Rakete. Infolge eines Selbstversuchs, indem er das Rückstoßprinzip praktisch erforschte, formulierte er ein zweistufiges Verfahren für den Antrieb des Weltenfahrzeugs in den Weltraum: ein Trägerfahrzeug sollte die Raumfähre so nahe wie möglich an den Rand der Atmosphäre schleppen, von wo es durch Dynamitexplosionen nach dem Rückstoßprinzip angetrieben werden sollte.
Nach einigen erfolgslosen Studiensemester in Jura und dem Militärdienst, ging Ganswindt der Idee des Weltenfahrzeugs weiter nach. Er präsentierte seine Idee 1881 während seines Physikstudiums in Berlin, noch drei Jahrzehnte bevor Hermann Oberth sein Buch „Die Rakete zu den Planetenräumen“ veröffentlicht hatte.
Während der Jahre begann sich Ganswindt mit dem Entwurf eines lenkbaren Luftschiffes zu beschäftigen, um die erste Phase seines Raumfährenkonzeptes zu verwirklichen. 1888, während er in der Philharmonie seine Erfindungen vorstellte, führte er außerdem ein kleines Modell einer Flugmaschine vor. Doch trotz der zahlreichen positiven Reaktionen, schaffte Ganswindt es nicht seinen Entwurf durchzusetzen und stand nun am Ende seiner finanziellen Ressourcen.
Interessanterweise beschaffte sich Hermann Ganswindet durch eine völlig andere Sparte neue Finanzielle Mittel, indem er sich selbst das Klavierspielen beibrachte und es bis zu einer Meisterschaft brachte.
Diese erlaubte es ihm als Konzertpianist aufzutreten. Ganswindt schaffte einen Neustart. In den Konzertpausen stellte er weiterhin seine Erfindungen vor. Von den Eintrittsgeldern der Klavierkonzerte, mietete Ganswindt ein Gelände in Schöneberg,um hier seine Erfindungen auszustellen. Für einen Betrag von einer Mark konnten Besucher seine Kindheitserfindung, das Freilaufrad und High-Tech Fahrrädern ausprobieren.
Er hatte ein erfolgreiches Geschäft begründet, sein Traum blieb jedoch weiterhin die Raumfahrt. 1901 war es endlich soweit. Er stellte den ersten Hubschrauber vor, mit dem er es für ein paar Sekunden samt zwei Personen an Bord, schaffte in der Luft zu bleiben.
Die Luftmaschine war jedoch mittels eines Drahts abgesichert, und auch wenn sie es schaffte aus eigener Kraft abzuheben, wurde Ganswindt unter Anklage des Betrugs ein Jahr später festgenommen. Sein gesamtes Inventar wurde beschlagnahmt.
Während Hermann Ganswindt die Anschuldigungen bestritt, veranstaltete die Berliner Presse eine beständige Diffamierungsaktion gegen ihn. Er bewies zwei Monate später seine Unschuld und wurde aus der Haft entlassen, Gerechtigkeit wurde ihm jedoch keine mehr zuteil.
Erst gegen Ende seines Lebens, in den 20er Jahren, erlebte er den Beifall der Vorkämpfer der Weltraumfahrt für seine Verdienste für die Technik und schaffte es noch, mit den großen Denkern der Zeit zu korrespondieren.
Hermann Ganswindt starb 1934 in Berlin.
Bildquelle:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e2/Johann_Hermann_Ganswindt.jpg