Für eine Ingenieurkarriere in Deutschland sieht es besser denn je aus. Wie der aktuelle MINT-Frühjahrsreport des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, kommen im Jahr 2018 auf derzeit bundesweit 143.500 offene Ingenieurstellen nur knapp 42.000 Arbeitslose mit einem akademischen Abschluss im Ingenieurwesen. Das wird sich auch in Zukunft kaum ändern, denn schon jetzt liegt der Altersdurchschnitt der deutschen Ingenieure bei 55 Jahren. Also freie Bahn für die Ingenieurkarriere?
Mit der Wahl kommt bekanntlich auch die Qual: Wer eine Karriere als Ingenieur anstrebt, möchte schließlich nicht nur schnell auf der Karriereleiter nach oben klettern. Der Job soll Ihnen auch Spaß machen, Ihre technischen Kompetenzen fordern und fördern sowie Ihrer persönlichen Lebensplanung geeigneten Raum geben. Statt also einfach zu hoffen, dass im Überangebot der Stellen schon das richtige Sprungbrett für die Ingenieurkarriere dabei ist, können Sie mit der richtigen Bewerbungsstrategie schneller zu Ihrem Traumjob finden.
Wer weiß, was er will, kann auch ablehnen, was er nicht will: Besonders in den Zeiten eines Jobüberangebots im Ingenieurwesen lohnt es sich, zu überprüfen, ob Sie und die ausgeschriebenen Stellen wirklich zueinander passen. Auf diese Entscheidung nehmen verschiedene Faktoren Einfluss, über die Sie sich schon bei der Bewerbung im Klaren sein sollten:
Die Größe des Unternehmens: Möchten Sie Ihre Ingenieurkarriere in einem großen Konzern vorantreiben oder gelingen Ihnen Innovationen eher in der familiären Atmosphäre eines mittelständischen Unternehmens?
Erwartungen: Prüfen Sie, welche Erwartungen Sie an das Unternehmen haben und welche Leistungen Ihr potentieller Arbeitgeber von Ihnen fordert. Wünschen Sie beispielsweise möglichst viele Gelegenheiten, um als Ingenieur unterwegs zu sein? Oder ist Ihnen die Work-Life-Balance wichtiger, weil Sie sich um Ihre Familie kümmern müssen? Können Sie Ihr Spezialistenwissen im anvisierten Unternehmen überhaupt richtig entfalten oder sind hier eher Fähigkeiten im Projektmanagement gefragt?
Förderung und Weiterbildung: Hinschauen lohnt sich auch hinsichtlich der Weiterbildungschancen im Unternehmen. Wenn Sie in Ihrem Job eine Ingenieurkarriere anstreben, sollte das Unternehmen Ihnen auch die entsprechenden Maßnahmen bieten können. Tendenziell leisten das häufiger Großunternehmen wie BMW oder Bosch. Bei kleinen Firmen können Sie aber unter Umständen mit der Arbeit an hochspezialisierten Projekten Ihre Weiterentwicklung vorantreiben.
Arbeitsumgebung: Bonusprogramme, die technische Ausstattung oder die Unternehmenswerte sind ebenfalls wichtige Faktoren für die Wahl des passenden Jobs. Nicht zuletzt spielt auch der Umgang unter den Kollegen, die Kundenstruktur und Feedbackkultur eine Rolle, um zu entscheiden, ob Sie sich mit einer Stelle rundum wohlfühlen werden.
Bevor Sie sich Hals über Kopf in die Bewerbungsphase stürzen, sollten Sie zunächst Ihre eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten gut kennen und einordnen können. So erkennen Sie auch frühzeitig, ob Ihnen möglicherweise noch entscheidende Skills für die angestrebte Karriere fehlen.
Sammeln Sie persönliche Stärken, Schwächen und auch Vorlieben auf einer Liste und entscheiden Sie, welche in Ihrem Traumjob eine Rolle spielen sollten
Überprüfen Sie Ihre technischen Kenntnisse und identifizieren Sie Ihr Wissen in Spezialbereichen auch hinsichtlich der Aktualität
Berücksichtigen Sie auch Ihren Kompetenzstatus bei wichtigen Softskills wie Kommunikationsgeschick oder Organisationsfähigkeit, die heute zunehmend im Ingenieurwesen gefragt sind
Ihre private Interessenlage kann nicht zuletzt den Motivationsgrad für Ihre Ingenieurkarriere bestimmen und anzeigen, in welcher Branche Ihre Stärken liegen
Finden Sie ein Jobangebot, welches Ihren Fähigkeiten entspricht, kann eine weitere Recherche über das Unternehmen selbst hilfreiche Aufschlüsse darüber geben, ob Sie hier wirklich Ihren Traumjob mit Karrierepotential finden. Über entsprechende Branchenverbände wie den Verein Deutscher Ingenieure (VDI)oder die Presse lässt sich beispielsweise gut in Erfahrung bringen, welche technischen Entwicklungen das Unternehmen derzeit verfolgt und wie erfolgreich es damit ist. Über die Unternehmenswebseite selbst gewinnen Sie außerdem schnell einen Überblick über Förderprogramme für Ingenieure und Möglichkeiten zur Mitarbeiterentwicklung.
An Ihren Traumjob knüpfen Sie naturgemäß die aller höchsten Erwartungen, soll er sie doch auf direktem Weg auf den richtigen Karrierepfad bringen. Dennoch sollte zu Ihrer Bewerbungsstrategie gehören, sich von der Idee des perfekten Jobs zu verabschieden. Was wie ein Paradox klingt, hilft Ihnen nicht nur, Ihren Traumjob zu finden, sondern langfristig auf das richtige Pferd für Ihre Ingenieurkarriere zu setzen.
Den einen perfekten Job gibt es nicht. Keine Stelle kann alle Anforderungen erfüllen, die Sie an Ihren Traumjob haben. Doch das muss sie auch gar nicht, um zu Ihrer Wunschposition zu werden: Sofern Sie Ihre Prioritäten kennen, können Sie auch kompromissbereit sein und auch andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Sehen Sie z. B. Ihre Stärken im Bereich der elektrischen Antriebe, müssen Sie Ihre Karriere nicht zwangsläufig in einem großen Automobilkonzern suchen. Ein mittelständischer Fahrradhersteller mit einer Spezialisierung auf E-Bikes kann sich hier als die schnellere Variante zum Traumjob entpuppen.
Planen Sie Ihre Ingenieurkarriere nicht ausschließlich bei großen Playern wie Siemens, RWE oder BASF, sondern setzen Sie in Ihrer Bewerbungsstrategie bewusst auch auf kleine Betriebe. So wie der kleine Fahrradhersteller mit den E-Bikes können auch andere Mittelständler glänzende Karrieremöglichkeiten mit Traumjob Potential bieten. Wenn Sie sich z. B. als Pionier in der Umwelttechnik hervortun möchten, sind Sie in einem mittelständischen Unternehmen oft besser aufgehoben: Hier sind die Entscheidungswege kürzer, zudem punkten KMUs oftmals mit hochspezialisierten Nischenangeboten.
Auch auf kleine Unternehmen an weniger attraktiven Standorten zu setzen, ist eine kluge Bewerbungsstrategie für den Weg zum Traumjob. KMUs mit Standortnachteil wissen, dass sie mehr bieten müssen, um erstklassige Ingenieure anzulocken. Entsprechend attraktive Gesamtpakete aus Bonuszahlungen, Förderungsmöglichkeiten und Einstiegsgehältern werden hier für Ingenieure geschnürt.
Um nicht einfach darauf warten zu müssen, dass Ihr Traumjob zu Ihnen kommt, sollten Sie den Kontakt zu passenden Arbeitgebern aktiv suchen. Das kann über Branchennetzwerke geschehen, aber auch auf Fachmessen oder bei speziellen Networking-Events mit Gewinn umgesetzt werden. Auch die Registrierung in einer speziellen Bewerberdatenbank für Ingenieure bringt Sie mit Ihrem Traumjob schneller zusammen und Ihre Ingenieurkarriere voran.
Mit Ihrer Bewerbungsstrategie müssen Sie nicht zwangsläufig sofort einen Jobwechsel anstreben. Generell gilt für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter sowieso: Schauen Sie, was Ihnen Ihr derzeitiger Arbeitgeber bieten kann, bevor Sie ihm den Rücken kehren. Lassen Sie Ihren Arbeitgeber wissen, dass Sie sich beruflich weiter entwickeln wollen und fragen Sie gezielt nach Unterstützungsmöglichkeiten.
Im Ingenieurwesen sind längst nicht mehr nur rein technische Fähigkeiten gefragt: Kenntnisse im Projektmanagement oder Controlling werden hier verstärkt zu Schlüsselqualifikationen. Planen Sie also, zum Projektmanager in der Automatisierungstechnik aufzusteigen, kann Ihnen Ihr Arbeitgeber mit einer geförderten Weiterbildung parallel zum Job die Fähigkeiten dazu vermitteln und gleichzeitig selbst von Ihrer Kompetenzerweiterung profitieren.
Auch für die Ingenieure gilt: Sie müssen nicht alles alleine stemmen. Warum also nicht Kontakte aus der Studienzeit wiederbeleben oder ehemalige Arbeitskollegen um Hilfe bitten? Diese können Sie einerseits gezielt in der Personalabteilung ins Gespräch bringen; andererseits helfen Ihnen deren Informationen über das Unternehmen dabei, zu entscheiden, ob Sie hier Ihren Traumjob finden.
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