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Deutschland wirft Wachstumsprognosen auf: Bewertung der Grundlagen für die europäische Spitzenwirtschaft

Geschrieben von Lisa Geserich | 20.11.2017 23:00:00

Deutschland hat die am schnellsten wachsende Wirtschaft in Europa. In diesem Jahr hob die Regierung ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2018 auf 1,8 Prozent. Bei den derzeit hohen Beschäftigungszahlen und den steigenden Löhnen bewerten wir im Folgenden einige der Faktoren, die zu dieser starken wirtschaftlichen Grundlage geführt haben.

Vor dem Hintergrund, dass Deutschland alles andere als ideal ins 21. Jahrhundert gestartet ist, ist die derzeitige wirtschaftliche Situation noch interessanter. Nach der Wiedervereinigung 1990 waren die Budgets begrenzt, da finanzielle Beiträge an die ehemalige DDR geleistet werden mussten und die massiven regulatorischen Veränderungen, die damit einhergingen, die Wirtschaft beeinträchtigten. Wie konnte Deutschland also zum wirtschaftlichen Wohlstand zurückkehren?

Einer der wichtigsten Faktoren, welcher der starken Wirtschaft in Deutschland den Weg bereitete, waren die 2003 verabschiedeten Arbeits-, Steuer- und Regulierungsreformen. Die als Hartz-IV-Reformen bezeichneten Pläne wurden von Bundeskanzler Gerhard Schröder erlassen und führten zu größeren Veränderungen am unteren Ende des deutschen Arbeitsmarktes. Die Reformen sollten Arbeitssuchenden helfen, schneller einen neuen Job zu finden. Diese Reformen führten zur Schaffung von rund 2,5 Millionen Arbeitsplätzen für die deutsche Wirtschaft sowie zur Stärkung des Arbeitsmarktes. Weitere Reformen beinhalteten eine Pauschalregelung, die Langzeitarbeitslosen Anreize schuf, wieder zu arbeiten. Der derzeitige Wohlstand Deutschlands lässt sich zum Teil auf diese wirtschaftsliberalen Tarifverhandlungen (sowohl auf regionaler als auch auf industrieller Ebene) zurückführen.

Die wachsende Volkswirtschaft in Deutschland wurde auch vom Mittelstand – mittelgroße Unternehmen – angetrieben, der im Wesentlichen das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet. Diese Unternehmen beschäftigen rund 16,85 Millionen Menschen. Dies bedeutet, dass der Mittelstand über ein Drittel aller Arbeitsplätze in Deutschland besetzt. Trotz des Beitrags zur Senkung der Beschäftigungsquote stehen diese Unternehmen immer noch vor der Herausforderung, hoch qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Da die Geburtenrate der jüngeren Generation in Deutschland rückläufig ist, dürfte es in naher Zukunft nur schwer möglich sein, hoch qualifizierte Fachkräfte zu finden.

Auch der deutsche Handelsüberschuss erreichte im Jahr 2016 Rekordhöhen. Donald Trump glaubt, dass die Wirtschaft unseres Landes die weniger entwickelten Länder der Eurozone ausbeutet und hat Pläne für einen Protektionismus der Handelspolitik aufgestellt. Das hiesige Wirtschaftswachstum hat jedoch wenig mit der Eurozone zu tun, sondern viel mehr mit unserer starken Marktposition und Produktionskraft. Unternehmen wie BMW, Bosch und Siemens haben dazu beigetragen, das Wirtschaftswachstum zu sichern. Tatsächlich erreichte die verarbeitende Industrie im Juni eindrucksvolle Höhen und somit ihren höchsten Stand seit mehr als sechs Jahren.

Mithilfe von Haushaltsdisziplin, Strukturreformen sowie einem starren Arbeitsmarkt hat Deutschland riesige Überschüsse angehäuft, die unsere Wirtschaft zu einer der stärksten in der Welt machen. Unsere Wirtschaft steht jedoch immer noch vor Herausforderungen wie dem Problem einer alternden Belegschaft, die die künftigen Staatsfinanzen belasten könnte. Viele Länder glauben, dass Deutschland mehr investieren müsse, insbesondere in die Infrastruktur. Aber momentan ist die Wirtschaft stabil und wir profitieren von der Globalisierung, weil wir ein Zentrum für den europäischen Handel und die industrielle Produktion geworden sind. Deutschland kann erwarten, dass dieses Wachstum auch in Zukunft fortdauern wird.

BIldquelle:

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