"Wir sollten das Konzept nochmal challengen, da haben sich ein paar Hickups in den KPIs eingeschlichen.“ Bitte was? In vielen Branchen und Büros ist der ständige Wechsel zwischen Englisch und Deutsch Alltag. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Kommunikation untereinander. Die liebevolle Pflege des "Denglish" gehört mittlerweile zum allgemeinen Kulturgut. Wer da nicht mitkommt, gilt als altmodisch. Wir gehen – augenzwinkernd – den Stilblüten nach und prüfen, wie man sie in der Bürokommunikation zugunsten eines besseren Verständnisses vermeiden kann.
Was bei Jugendlichen absolut hip ist – die Vermischung von deutscher Sprache und englischen Begriffen bzw. Wortneuschöpfungen als Konglomerat aus beiden Sprachen – ist leider auch in deutschen Büros angekommen. Wer locker-lässig mit einer englisch-deutschen-Phrase jongliert, möchte Know-how und Fachkompetenz beweisen – auch dort, wo sie nicht vorhanden ist. Je abstrakter etwas formuliert ist, desto weniger verständlich ist es und desto mehr lassen sich Wissenslücken dahinter verstecken. Auch Unsicherheit kann mit diesem Business-Deutsch überdeckt werden, denn kaum jemand mag nachfragen, was es bedeutet, wenn sich „Hickups in den KPIs eingeschlichen haben“?
Die Entwicklung zu einer oft unfreiwillig komischen Phrasensprache wird einerseits künstlich erzeugt, um beispielsweise ungeliebte Berufe auf einen Sockel zu heben. Statt eines Fensterputzers wird heute nach einem „Vision Clearance Engineer“ gesucht. Andererseits hat es auch damit zu tun, dass Englisch in vielen Branchen die Standardsprache ist, wie beispielsweise in der Wirtschaft und in der Technik. Wer stundenlang in einem englischsprachigen Meeting saß, der nimmt vielgehörte Begriffe aus dem Raum automatisch mit an seinen Schreibtisch.
„Wir brauchen hier ein Commitment“
Heißt: Wir müssen uns einigen oder auch „Sie müssen sich meiner Meinung anschließen.“
„Das steht alles in der Roadmap.“
Dahinter steckt ein Fahrplan, der die Aufgaben aller Mitarbeiter bei einem Projekt beinhaltet. Es hört sich nur hochtrabender an, wenn es auf Englisch formuliert wird.
„Das ist ein Business Case.“
Klingt besser als das Wort „Geschäftsmodell“ – nicht mehr und nicht weniger.
„Ich brauche das asap.“
ASAP ist die Abkürzung für „as soon as possible“, auf Deutsch „so schnell wie möglich“. Dahinter steckt eine eher unfreundliche Aufforderung, alles andere stehen und liegen zu lassen und sich nun dieser neu gestellten Aufgabe zu widmen. Die Abkürzung ist – wenn überhaupt - dann nur im privaten Sprachgebrauch angemessen.
Neben der denglischen Verschleierung der Sprache ist es in vielen Büros ebenso beliebt, bedeutungsleere Phrasen zu verwenden. Sätze wie:
„Es ist das erklärte Ziel, gemeinsam miteinander gegen alle Widerstände hier und jetzt notfalls im Alleingang ganz unmissverständlich die Kontinuität zu wahren und kraftvoll anzupacken.“
- hören sich groß an, sind aber inhaltsleer. „Auf Augenhöhe zu kommunizieren“ oder „Partnerschaftlich zusammenzuarbeiten“ reihen sich in diese Phrasen ein.
„Sei nicht Teil des Problems, sei Teil der Lösung.“
Dieser Satz wird besonders gerne von Chefs verwendet, die das Problem, welches ein Mitarbeiter an sie herangetragen hat, zurück delegieren wollen. Leider hilft diese Phrase bei der Bewältigung des Problems nicht weiter. Ein ernstgemeinter Ratschlag kann an dieser Stelle sicher mehr bewirken.
„Wir haben hier eine Win-Win-Situation“
Dieser Satz meint oft das Gegenteil. Er wird zum Beispiel dann ausgesprochen, wenn ein Argument für eine Zusammenarbeit geliefert werden soll. Als Win-Win-Situation kann es aber auch bezeichnet werden, wenn der Chef seinem Mitarbeiter das Gehalt kürzen möchte. Der Chef spart Geld und der Mitarbeiter wird motiviert, noch mehr zu arbeiten, um sich finanziell wieder zu verbessern. Will sagen: Win-Win-Situationen gibt es, allerdings ist diese Phrase schon so abgedroschen, dass sie mittlerweile fragwürdig ist und Skepsis auslöst.
„Das ist für alle eine große Herausforderung.“
Allein das Wort „Herausforderung“ ist für sich schon zur Phrase geworden. Die Abwandlung davon lautet: „Es gibt keine Probleme, sondern nur Herausforderungen.“ Das Wort Herausforderung kündigt – fast immer – etwas Negatives an. Es könnte beispielsweise die Übersetzung für „Machen Sie sich auf Kurzarbeit oder Überstunden gefasst“ sein.
„Da habe ich keine Aktien drin.“
Heißt übersetzt: „Ich will mich damit nicht beschäftigen.“ Hinter der Verwendung steht der Versuch, eine elegante Lösung zu finden, wenn man sich aus einer Sache heraushalten will.
„Ich bin offen für Anregungen.“
Wenn Chefs ihren Mitarbeitern diesen Satz sagen, meinen sie in der Regel: „Sie können mir alles sagen, sofern Sie mir nicht widersprechen und meine eigene Meinung vertreten.“ In Wirklichkeit ist es also eine Abfuhr und die implizite Botschaft, Ideen lieber für sich zu behalten.
„Das erledige ich zeitnah.“
Heißt übersetzt: „Das erledige ich irgendwann, wenn ich Zeit habe – vielleicht auch nie.“ Diese Phrase wird dann verwendet, wenn sich jemand um feste Zeitzusagen herumwinden möchte. Bei gestressten Rückfragen kann man sich wunderbar auf die bedeutungslose Aussage beziehen.
Phrasen sind ein Nährboden für Missverständnisse im Büro oder auch in der Kommunikation mit Kunden und Auftraggebern. Wenn etwas nicht klar formuliert ist, wird es unter Umständen auch nicht klar verstanden. Daher sollte sich jedes Unternehmen darum bemühen, Büro-Phrasen und Business-Deutsch zu vermeiden.
Tipp 1: Die richtige Sprache für den Adressaten wählen
Sprache hat insbesondere im beruflichen Umfeld eine besondere Kraft. Das beste Beispiel sind die Politiker, die es mit ihrer Rhetorik schaffen, genau das Gegenteil von dem zu sagen, was sie meinen – und niemand bemerkt es. Wer „auf Augenhöhe“ mit einem Geschäftspartner oder einem Mitarbeiter sprechen möchte, muss die richtige Sprachebene wählen. Denglische Buzzwords und Umgangssprachen sind im Business unangemessen und tabu.
Tipp 2: Deutsche statt englische Begriffe verwenden
Entweder Sie sprechen Deutsch mit einem Geschäftspartner oder Englisch. Wenn sich diese beiden Sprachen einmal im Büro miteinander vermischt haben, dann erfordert es viel Disziplin, diese Begriffe wieder vor die Tür zu setzen. Überlegen Sie, welche deutschen Begriffe es für die von Ihnen verwendeten Englisch-Phrasen gibt und nutzen Sie sie.
Tipp 3: Unternehmenssprache definieren
Die Sprache ist ein Teil der unternehmerischen Identität. Vor allem große Firmen prägen eine eigene Regelung der Sprache sowohl intern als auch nach außen. Es gibt schriftliche Leitfäden, welche Begriffe in der Kommunikation keinesfalls genutzt werden dürfen – vom Telefonat, über die Pressemitteilung bis hin zum Meeting. Eine einheitliche Sprache erzeugt nach außen Vertrauen und Professionalität, nach innen Klarheit und Deutlichkeit.
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