Es ist ein schmaler Grat zwischen zu vielen und zu wenigen Jobwechseln im eigenen Lebenslauf. Wer 15 Jahre lang nur in einer Firma beschäftigt war, dem kann eine zu einseitige Berufserfahrung nachgesagt werden. Wer viel herumgekommen ist, gilt unter Umständen als sprunghaft und unbeständig. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, um den Job zu wechseln und neue Erfahrungen zu sammeln? Wie kann man sein Profil abrunden und ab wie vielen Jobwechseln wirkt sich die Wechselfreude nachteilig aus?Die meisten Unternehmen suchen gezielt nach neuen Mitarbeitern mit bestehender Berufserfahrung, wer also schon bei verschiedenen Arbeitgebern Erfahrungen gesammelt hat, profitiert davon. Solange es sich jeweils um längere Arbeitsverhältnisse handelte und nicht jedes Jahr gewechselt wurde – denn das wirft Fragen auf.Wirklich wertvolle Berufserfahrung können Arbeitnehmer nur dann sammeln, wenn sie sich regelmäßig neuen beruflichen Herausforderungen stellen, auch indem sie unbekannte Aufgabenfelder übernehmen. So bekommt man immer wieder neue Eindrücke in andere Teams und ungewohnten Input. Das ist oft mehr wert, als eine Fortbildung.Ein zu häufiger Jobwechsel kann aber der Karriere schaden, denn Personaler wollen neue Mitarbeiter in der Regel dauerhaft einstellen und nicht nach einem Jahr erneut auf die Suche gehen. Wenn Sie mit Ihrem Lebenslauf aber zeigen, dass Sie wahrscheinlich schnell wieder wechseln werden, um eine neue Stelle anzutreten, wirkt das auf viele Arbeitgeber abschreckend und unter Umständen sogar unseriös. Sie müssen also ein gutes Verhältnis zwischen dem Sammeln von Berufserfahrung in neuen Jobs und möglichst längerfristigen Anstellungsverhältnissen finden. Hier zählt die Balance.
Die Zeit nach dem Abschluss einer Ausbildung oder eines Studiums gilt als Orientierungsphase. In dieser Zeit ist es gängige Praxis, dass Absolventen häufiger das Unternehmen wechseln, Praktika absolvieren oder ein Jahr ins Ausland gehen, um ihren Sprachschatz zu erweitern. Allerdings sollten auch Berufseinsteiger einen kühlen Kopf bewahren und sich darüber klar werden, was sie wollen, was sie von einem Job erwarten und ob die neue Stelle diesen Ansprüchen gerecht werden kann, bevor ein Arbeitsvertrag unterschrieben wird. Als Berufseinsteiger oder Ausprobierer sollte man darauf achten, dass diese durchaus sinnvolle Phase nicht zu lang wird. Wenn ein besonders auffälliger Wechsel der Branchen oder kompletten Themenfeldes stattgefunden haben, wirkt dies meist eher sprunghaft als flexibel. Daher sollten Jobwechsel solcher Art gut abgewägt sein. Wer schon 8 bis 10 Jahre im Beruf ist, benötigt erst recht beständige Komponenten in seinem Lebenslauf. Es ist zumindest sehr auffällig, wenn in einer 10-jährigen Berufslaufbahn keine zwei Jahre dauerhaft eine Position besetzt wurde. Fand alle 4 bis 5 Jahre ein Unternehmenswechsel statt, ist es in den meisten Fällen gut begründbar, warum man sich eine neue Stelle gesucht hat. Dann sind auch Städtewechsel oder andere Gründe, die nicht direkt mit dem Job zu tun haben, erlaubt.
Neben der Sicherheit einer festen Arbeitsstelle und der Beständigkeit im Lebenslauf gibt es auf der anderen Seite auch Nachteile, die eine längerfristige Beschäftigung in einem Unternehmen mit sich bringt. Durch einen Jobwechsel sind wesentlich höhere Gehaltssprünge möglich, als beispielsweise durch eine Gehaltserhöhung, was wiederum für einen regelmäßigen Wechsel der Arbeitsstelle spricht. Daher kann keine allgemeingültige Regel aufgestellt werden, ab wann ein Jobwechsel Sinn macht – hier müssen immer das individuelle Interesse und die Wirkung auf die Vita gegeneinander abgewogen werden.Wer sehr lange in einem Job bleibt, ist häufig festgefahren bei bestimmten Vorgängen. Interne Kommunikationssysteme, feste Arbeitszeiten und die immer gleichen Ansprechpartner können dazu führen, dass die Flexibilität leidet – und das weiß auch der potenzielle neue Arbeitgeber. Wechselt man hingegen alle paar Jahre den Job, beweist man damit Anpassungsfähigkeit. Das klappt natürlich nur in Verbindung mit guten Arbeitszeugnissen.
Durchschnittlich wechseln Arbeitnehmer alle vier Jahre ihren Job, wobei die Fluktuation in bestimmten Branchen wie der Gastronomie oder dem Verkauf merklich höher ist. Zu den häufigsten Gründen für einen freiwilligen Jobwechsel gehören die mangelnde Wertschätzung des Arbeitgebers, sowie Umzüge oder familiäre Gründe. Der Hauptgrund ist allerdings die Suche nach einer neuen Herausforderung.
Viel wichtiger bei der Bewerbung als die Anzahl der Wechsel, ist der Rote Faden, der in Ihrem Lebenslauf erkennbar ist. Haben Sie beispielsweise häufig die Stelle gewechselt, konnten aber bei jedem Wechsel eine höhere Position erreichen und Ihre Karriere einen Schritt weiterbringen, wird Ihnen dies nicht negativ ausgelegt werden. Gibt es aber keine erkennbare, stringente Laufbahn, dann geraten Sie unter Umständen in den Verdacht, nicht teamfähig zu sein. In diesem Fall ist es ratsam, mit den Wechselgründen offen umzugehen, dabei aber niemals negativ über den alten Arbeitgeber zu sprechen. Erklären Sie in diesem Fall, welche positiven Einflüsse der jeweilige Wechsel auf Ihren Karriereweg hatte und vermeiden Sie die Erwähnung der jähzornigen Persönlichkeit des alten Arbeitgebers.
Der Lebenslauf sollte möglichst aufschlussreich sein. Dabei geht es nicht nur darum, die beruflichen Stationen aufzulisten, sondern auch kurze Erläuterungen zu den Stationen hinzuzufügen. Schreiben Sie zu jedem Job in drei bis vier kurzen Sätzen, in welcher Position Sie dort gearbeitet haben, was Ihre Aufgaben waren, was Sie als besonders spannend und bereichernd empfunden haben und was Sie am Ende zum Wechsel bewegt hat. Auf diese Weise können beispielsweise auch häufige Jobwechsel nachvollziehbar erklärt werden. Dokumentieren Sie auch die Erfolge, die Sie in Ihrer Position in dem Unternehmen erreicht haben wie beispielsweise eine Effizienzsteigerung oder die Akquise eines bedeutsamen Kunden. Besonders, wenn Sie bei einem Ihrer vergangenen Projekte schon bestimmte Fähigkeiten unter Beweis gestellt haben, die für die neue Position von Vorteil oder sogar gefordert sind, sollten Sie diese explizit benennen. Beschreiben Sie nicht nur Ihre tägliche Arbeitsroutine, sondern gehen Sie kurz und prägnant auf wesentliche anspruchsvolle Aufgaben, mit denen Sie betraut wurden, ein. So können Ihre einzelnen beruflichen Schritte auch besser nachvollzogen werden.Nehmen Sie sich vor der Bewerbung unbedingt ausreichend Zeit für den perfekten Lebenslauf, mit dem Sie bei Ihrem zukünftigen Arbeitgeber nicht nur einen seriösen Eindruck erwecken, sondern so richtig punkten können.
Nicht immer liegt die Notwendigkeit eines Jobwechsels beispielsweise aufgrund unüberbrückbarer Differenzen mit dem Vorgesetzten oder einem geplanten Umzug auf der Hand. Manchmal ist es nur ein unterschwelliges Gefühl oder eine Unruhe, die auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit spürbar ist. Etwa das Bedürfnis, Teil eines neuen Teams zu werden, um ganz neue Erfahrungen zu sammeln und so beruflich dauerhaft weiterzukommen.In diesem Fall ist es wichtig, sich zunächst Gedanken darüber zu machen, was tatsächlich hinter diesem Gefühl steht. Fehlt es an beruflichen Herausforderungen? Dann kann vielleicht ein Gespräch mit dem Arbeitgeber dabei helfen, neue Aufgabenfelder zu finden und vielleicht sogar intern befördert zu werden. Stehen diese Optionen nicht offen, dann wird es mittelfristig auf einen Jobwechsel hinauslaufen. Natürlich müssen Sie sich nicht sofort fest entscheiden. Es ist auch möglich, sich hin und wieder nach neuen beruflichen Herausforderungen umzuschauen und ein Angebot nur dann anzunehmen, wenn es wirklich überzeugt. Ein bereits ausgesprochenes Kündigungvorhaben zurückzunehmen kann sehr unangenehm werden und Ihnen Karrierechancen verbauen.
Wenn Sie über einen Jobwechsel nachdenken, ist es wichtig, den richtigen Anreiz dafür zu finden. Schnell mehr Geld zu verdienen reicht allein nicht aus, um eine bewährte und sichere Position zu verlassen. Überlegen Sie eher, wie ein neuer Job Ihre Karriere allgemein bereichern kann. Prüfen Sie genau, ob Sie die Anforderungen in der Stellenanzeige erfüllen können und ob die Position Ihnen genügend Herausforderungen bietet.
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